Das Abrissprogramm geht munter weiter – DB verschrottet Züge, demontiert Zugangsmöglichkeiten und scheinbar Überflüssiges

Entgegen der großspurigen Ankündigungen der Deutschen Bahn heute hat das Abrissprogramm der Infrastruktur noch kein Ende gefunden. Bahnsteige werden durch den Konzern gekürzt oder zurückgebaut, Abstellgleise für Reserven entfernt, Züge bei Verbot der Ersatzteilentnahme verschrottet und Anschlussweichen ausgebaut. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert die sofortige Abkehr von dieser Praxis.

Heute wurde angekündigt, dass die Bahn mit bis zu 800 Baustellen endlich die Wartungsrückstände im Schienennetz angehen möchte. Vermarktet wurde das Ganze unter dem Slogan, das Abrissprogramm sei vorbei. Wirft man einen Blick hinter die Kulissen, so zeigt sich: Bestenfalls das Fahren auf Verschleiß findet ein Ende. Der Abbau bei Infrastruktur und Betriebsmaterial geht aber munter weiter.

Ganz konkret zeigt sich dies in Rastatt, das durch den nahegelegenen Tunnel unfreiwillig berühmt wurde. Hatte man während der Havarie noch dankbar die langen Bahnsteige des Rastatter Bahnhofs genutzt, um Fernzüge enden zu lassen, so ist nun geplant, die Bahnsteige einzukürzen. Lange ICEs werden dort auch im Störungsfall nicht mehr halten können. „Bei einer so kurzsichtigen Aufgabe von Kapazitäten für Störungsfälle fehlen einem die Worte“, ist Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN, entsetzt. Tatsächlich zeigt sich: Bei den meisten Bahnhofsmodernisierungen werden die Bahnsteige auf das im Regelbetrieb notwendige Minimalmaß gekürzt. Abstell- und Ausweichgleise, die nicht täglich gebraucht werden, werden entfernt.

Bei den Fahrzeugen wirft man sich sogar innerhalb des DB Konzerns die Knüppel zwischen die Beine. Während DB Netz zwei Diesel ICEs der Baureihe 605 erworben hat, um mit diesen Testfahrten für moderne Technologien durchzuführen, arbeitet man bei DB Fernverkehr daran, dass diese Züge nicht mehr lange fahren, weil die Ersatzteile ausgehen. Die restliche Flotte ist zur Verschrottung ausgeschrieben, eine Ersatzteilentnahme ist dabei unter Aufsicht von DB Fernverkehr verboten. „Die DB spricht immer von den Synergien des integrierten Konzerns. Hier kann man wohl eher vom Gegenteil sprechen“, ärgert sich Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN.

Beispiele wie diese lassen sich zahllos finden. Ein weiteres sind Anschlussweichen für Industrieunternehmen, die, noch während DB Cargo über Neuverträge verhandelte, durch DB Netz ausgebaut wurden. Für den Fahrgastverband PRO BAHN ist klar, dass hier nicht miteinander, sondern gegeneinander gearbeitet wird. „Nicht das Gesamtsystem Eisenbahn wird betrachtet, sondern jeder Bereich sucht für sich das vermeintliche Optimum“, ist für Iffländer klar. „Wenn das System Eisenbahn in Zukunft mehr Marktanteil erreichen soll, muss das aufhören und das große Ganze wieder im Vordergrund stehen“, fordert Naumann.

Kontakt:

Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 0176-66822886, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172 – 267 37 84, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de