Presserklärung zu dem Gespräch des Vorstandes Schienenverkehr Malente – Lütjenburg e.V. mit dem Vorstand des Landesverbandes des Bundes der Steuerzahler e.V.

Am Dienstag, den 30. März 2021, hat auf Initiative des Fahrgastverbands PRO BAHN ein Gespräch des Vorstandes des Vereins Schienenverkehr Malente – Lütjenburg e.V. und des Vorstandes des Landesverbandes des Bundes der Steuerzahler e.V. stattgefunden.

Die Pressemitteilung zu dem Gespräch geben wir an dieser Stelle unverändert wider:

Intensives Gespräch

 Am 30. März 2021 gab es auf Einladung des Bundes der Steuerzahler e.V. einen intensiven 90- minütigen Austausch zwischen dem Vorstand des Vereins Schienenverkehr Malente – Lütjenburg e.V., vertreten durch Maike Münch, Sven Ratjens und Prof. Dr. Heiner Monheim und dem Geschäftsführer Rainer Kersten sowie dem Präsidenten Dr. Aloys Altmann des Bundes der Steuerzahler e.V. über die Reaktivierungsprojekte der Schienenstrecke Malente – Lütjenburg.

Anlass: Kritik des Steuerzahlerbundes an der Machbarkeitsstudie

Hintergrund des Gesprächs war die seinerzeitige Kritik des Bundes der Steuerzahler e.V. an der geplanten Machbarkeits- und Potenzialanalyse der NAH.SH, welche auch in das Schwarzbuch als Steuergeldverschwendung aufgenommen wurde. Das Landesverkehrsministerium hatte damals dem Steuerzahlerbund mitgeteilt, dass derzeit nicht geplant sei, diese Bahnstrecke für den Schienenpersonennahverkehr zu reaktivieren.

Vorstellung des aktuellen Projektstandes durch den Verein

Das Konzept des Vereins für die Reaktivierung der Bahnstrecke Malente – Lütjenburg beinhaltet mehrere Teilprojekte, deren Details dem Bund der Steuerzahler e.V. zum damaligen Zeitpunkt seiner Kritik noch nicht bekannt waren. Darum diente das Gespräch der Informationsvermittlung für eine aktualisierte Beurteilung des Projekts. Die Vereinsvorstände haben zunächst ausführlich den aktuellen Stand des Projekts erläutert und darauf hingewiesen, dass Wirtschafts-, Verkehrs- und Tourismusminister Dr. Bernd Buchholz inzwischen mehrfach (unter anderem in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Landtags SH vom 13. Januar 2021, in der das Projekt vorgestellt wurde) großes Interesse an den innovativen Projektbestandteilen des Konzeptes geäußert hat.

Zusammenhang mit dem Beschleunigungskonzept für Lübeck – Kiel

Der Verein hat weiter darauf verwiesen, dass die Pläne des Landes und der NAH.SH für die Angebotsverbesserung auf der Strecke Kiel – Lübeck mit zwei stündlichen, schnellen RE und einer zusätzlich langsameren RB erfordern, dass am Bahnhof Malente die RB auf ein drittes Gleis ausweichen kann und dass hierfür das Lütjenburger Gleis genutzt werden kann.

Teilreaktivierung bis Malente-Nord

Der Verein Schienenverkehr Malente – Lütjenburg e.V. hat vorgeschlagen, hierfür die vorhandene Infrastruktur zu nutzen und die RB bis Malente Nord weiter zu führen, mit zwei neuen Haltepunkten Malente Zentrum und Malente Nord. Mit dieser Teilreaktivierung der ersten zwei Streckenkilometer würde der verdichtete Siedlungskorridor in Malente mit mehreren Schulen, Sporteinrichtungen, Alteneinrichtungen, großflächigen Einzelhandelseinrichtungen optimal erschlossen und die Standzeit des Triebwagens bis zur Rückfahrt nach Lübeck sinnvoll genutzt. Dieses Konzept erscheint dem der Bund der Steuerzahler e.V. ähnlich sinnvoll wie die Pläne für eine Regio-S-Bahn rund um Kiel mit vielen neuen Haltepunkten. Darum kann er nun zustimmen, dass diese Option in der Machbarkeitsstudie näher untersucht werden soll und die Weiterführung einer RB-Linie von Lübeck bis Malente Nord auch durch den Bund der Steuerzahler positiv gesehen wird.

F&E-Projekt REAKT für kostengünstigen ländlichen Schienenverkehr

Anschließend haben die Vereinsvorstände die wichtigsten Punkte des Konzepts für die weitere Strecke von Malente Nord bis Lütjenburg mit entsprechenden Bildern und Plänen erläutert, die in dem REAKT-Konzept zusammengefasst sind. Ein Teil betrifft ein neues, kostengünstiges, innovatives Solar-Akku-Fahrzeug mit für solche Strecke angepasster Kapazität. Das Fahrzeug soll in einem bundesweit ausstrahlenden Pilotprojekt eine Renaissance des früheren Schienenbusses in einer High-Tech-Version erlauben. Weiter geht es um einen kostengünstigen Betrieb mit einer neuartigen Bahnübergangssicherung durch moderne digitale und sensorische Techniken. Diese Einsparmöglichkeiten sollen im Rahmen eines F & E-Projekts gemeinsam mit Wirtschaftsbetrieben und den Forschungseinrichtungen (Uni Kiel, FH Kiel) entwickelt werden, für das die Strecke als Teststrecke genutzt werden soll. Die Strecke Malente – Lütjenburg ist hierfür aufgrund unterschiedlicher technischer Parameter und ihrer geographischen Lage (Nähe zu den Hochschulen) optimal geeignet. An diesen F & E- Teilprojekten sollen in Schleswig-Holstein ansässige Unternehmen der Schienenverkehrstechnik und Hochschulen beteiligt werden. Ziel ist ein Beitrag zur Wirtschaftsförderung durch Öffnung neuer Märkte für solche innovative Techniken. Schließlich warten in Deutschland 400 Reaktivierungsprojekte auf solche innovativen Optionen.

Gemeinsames Ziel: Kosteneinsparungen im Schienenverkehr

Die Ziele des Bundes der Steuerzahler e.V. und des Vereins Schienenverkehr MalenteLütjenburg e.V. sind hier identisch: es geht um Kosteneinsparungen im Bahnbetrieb und die Maximierung der Effizienz. Darum konnten die Vertreter des Bundes der Steuerzahler überzeugt werden, dass die gutachterliche Untersuchung sowohl des REAKT-Projektes (als Forschungs- und Entwicklungsprojekt), als auch der Einführung einer RB Lübeck-Malente Nord mit der Reaktivierung der ersten beiden Kilometer der Strecke bis Malente Nord sinnvoll ist.

Unklares Potenzial jenseits von Malente Nord klärungsbedürftig

Offen blieb die Beurteilung der Reaktivierungswürdigkeit der weiteren 15 Kilometer bis Lütjenburg über die Funktion als Teststrecke hinaus. Hier bezweifelt der Bund der Steuerzahler, ob es ein ausreichendes Nachfragepotenzial gibt. In der Debatte wurde schnell ersichtlich, dass sich der Bund der Steuerzahler dabei vor allem auf die derzeitige Berufs- und Ausbildungspendlerzahlen bezieht.

Hohe Relevanz der Einkaufs-, Freizeit- und Tourismusverkehre

Tatsächlich ist aber inzwischen das Verkehrsaufkommen und die Verkehrsleistung im Freizeit-, Tourismus- und Einkaufsverkehr viel höher, wird aber immer noch nicht angemessen bei solchen Planungen berücksichtigt.

Bus-Schiene-Konzept nötig

Einigkeit bestand wiederum in der Frage der notwendigen Busanbindung der Haltepunkte und Bahnhöfe. Nach der Reaktivierung müssen die Linien und Takte entsprechend angepasst werden. Insbesondere Hohwacht muss direkt angebunden und ins Konzept einbezogen werden.

Positives Fazit

Der Bund der Steuerzahler hat seine Verbandsposition verdeutlicht, dass bei der politisch gewollten Stärkung des Schienenverkehrs die knappen öffentlichen Mitteln in die Projekte gesteckt werden müssen, die den höchsten Nutzen für die Steigerung der beförderten Personenkilometer und die Senkung des CO2-Ausstoßes versprechen. Vor diesem Hintergrund muss die Verlängerung der Regionalbahn-Strecke bis nach Malente Nord gutachterlich bewertet werden. Der weitere Streckenverlauf bis Lütjenburg hat das Potenzial, innovative schienengebundene Verkehrskonzepte für den ländlichen Raum zu erproben. Für ein solches Forschungsprojekt müssen private Unternehmen aus dem Verkehrsbereich gewonnen werden, die auch bereit sind, sich maßgeblich an der Finanzierung zu beteiligen. Die Gewinnung privater Finanzierungsanteile sollte Bestandteil der Machbarkeitsstudie sein. Der Verein Schienenverkehr Malente – Lütjenburg e.V. betont seinerseits seine jederzeitige Offenheit für kritische Rückfragen. Man wünscht sich, weiterhin im Dialog und offenen Austausch zu bleiben und betont das gemeinsame Interesse an Kosteneinsparungen im regionalen Schienenverkehr durch innovative Fahrzeug- und Betriebstechniken. Dann kann es gelingen, auch in ländlichen Regionen den Autoverkehr zu verringern. Der Verein Schienenverkehr Malente – Lütjenburg e.V. betont seinerseits seine jederzeitige Offenheit für kritische Rückfragen. Man wünscht sich, weiterhin im Dialog und offenen Austausch zu bleiben und betont das gemeinsame Interesse an Kosteneinsparungen im regionalen Schienenverkehr durch innovative Fahrzeug- und Betriebstechniken. Dann kann es gelingen, auch in ländlichen Regionen den Autoverkehr zu verringern.