In Zukunft werden deutlich mehr Züge erwartet wie auch durch die Politik erwünscht. Dies bedeutet, dass künftig mehr Züge fahren müssen und für die braucht es mehr Kapazität im Schienennetz.
Dies gilt insbesondere für den Streckenabschnitt Abzweig Rainweg – Hamburg Hauptbahnhof, der sogenannten Verbindungsbahn, die vom Westen über Sternschanze und Dammtor zum Hauptbahnhof führt. Dieser Streckenabschnitt ist überlastet, es besteht kaum noch die Möglichkeit, noch mehr Züge verkehren zu lassen. Aus dem Grund überlegen der Bund, die Stadt Hamburg und die DB InfraGO, wie auf diesem Streckenabschnitt die Kapazität erhöht werden kann.
Grundsätzlich gibt es für einen Ausbau des Streckenabschnitts drei vorstellbare Varianten:
- Die Kapazität des Streckenabschnitts wird durch die Errichtung von zwei zusätzlichen Gleisen erhöht. Dies erscheint städtebaulich schwer vorstellbar.
- Die Kapazität des Streckenabschnitts wird durch die Errichtung von zwei zusätzlichen Gleisen im Tunnel erhöht. Seitens des Bundes, der Stadt Hamburg und der DB InfraGO gibt es die Überlegung, zwei weitere Gleise im S-Bahn-Verkehr im Tunnel zu errichten und den vorhandenen Streckenabschnitt viergleisig für den Fern- und Nahverkehr zu ertüchtigen. Dies ist mit aufwändigen Baustellen in der Innenstadt, einer längeren Bauzeit und einem hohen Investitionsvolumen verbunden und erscheint schwer vorstellbar.
- Die Kapazität des Streckenabschnitts wird durch kleinere und mittlere Infrastrukturmaßnahmen erhöht, ohne auf dem kompletten Streckenabschnitt zwei weitere Gleise zu errichten.
Aus der Sicht des Fahrgastverbands PRO BAHN gibt es eine Variante, wie die Kapazität des Streckenabschnitts ohne sehr große Infrastrukturmaßnahmen erhöhen kann:
Auf freier Strecke, also ohne Halt in einem Bahnhof oder einem Haltepunkt, können Züge mit der gleichen Fahrplangeschwindigkeit in einem bestimmten Streckenabschnitt im Abstand von 2,5 Minuten mit entsprechender Leit- und Sicherungstechnik sicher verkehren. Wenn die Züge jedoch in einem Bahnhof oder einem Haltepunkt halten, hat der erste Zug nach 2,5 Minuten den Bahnsteig noch nicht verlassen, so dass der nachfolgende Zug erst nach 5 Minuten verkehren kann.
So verkehren die Züge auf der Verbindungsbahn im Regelfall im Abstand von 5 Minuten, so dass pro Richtung und Stunde maximal 12 Züge verkehren können. Sofern der Halt in Hamburg-Dammtor aufgegeben wird, könnten deutlich mehr Züge verkehren, doch ist eine Aufgabe des Haltes in Hamburg-Dammtor aus der Sicht der Fahrgäste keine sinnvolle Lösung.
Die Herausforderung des Verlustes an Kapazität durch den Halt in einem Bahnhof oder einem Haltepunkt lässt sich jedoch durch die Errichtung eines zusätzlichen Bahnsteiggleises pro Richtung lösen, so dass in Hamburg-Dammtor zwei Bahnsteige mit insgesamt vier Gleisen für den Fern- und Nahverkehr verfügbar sein müssen.
Dann kann der erste ICE in Richtung Hamburg Hauptbahnhof zur Minute 00 in Hamburg-Dammtor auf Gleis 4 ankommen und nach dem Aus- und Einstieg zur Minute 02 abfahren, so dass das Gleis 4 für einen nachfolgenden Zug wieder frei ist. Der zweite ICE in Richtung Hamburg Hauptbahnhof kann zur Minute 04 in Hamburg-Dammtor auf Gleis 3 ankommen und nach dem Aus- und Einstieg zur Minute 06 abfahren, so dass das Gleis 3 für einen nachfolgenden Zug wieder frei ist.
So können die Züge auf der Verbindungsbahn im Regelfall im Abstand von weniger als 5 Minuten verkehren, so dass pro Richtung und Stunde deutlich mehr als 12 Züge verkehren können.
Für den Streckenabschnitt und den Haltepunkt Hamburg-Dammtor heißt dies die Errichtung eines neuen Bahnsteiges. Hierzu schlägt der Fahrgastverband PRO BAHN vor, die S-Bahn-Strecke mit den beiden Bahnsteiggleisen entweder nördlich über die Moorweide beziehungsweise über den Parkplatz vor der Moorweide oder direkt nördlich an das bestehende Bahnhofsgebäude zu verlegen und die vier in der Bahnsteighalle vorhandenen Gleise für den Fern- und Nahverkehr auszubauen. Dann kann das oben beschriebene Prinzip unproblematisch umgesetzt werden.
Die S-Bahn-Strecke kann dann vor dem Haltepunkt Hamburg-Dammtor die bisherige Trasse verlassen und nach dem Haltepunkt Hamburg-Dammtor wieder die bisherige Trasse erreichen, so dass die Umsteigewege zwischen Nahverkehr, S-Bahn-Verkehr, Metro- und Stadtverkehrs-Linien und Universität unverändert bleiben.
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher die sich nach der Bundestagswahl am 23. Februar neu konstituierende Bundesregierung und die nach der Bürgerschaftswahl am 02. März neu konstituierende Landesregierung auf, einen Ausbau des Haltepunktes Hamburg-Dammtor mit Blick auf die deutlich weniger aufwändigeren Baustellen, die deutlich kürzere Bauzeit und das deutlich niedrigere Investitionsvolumen ernsthaft zu prüfen und mit den Aufgabenträgern, den Verkehrsunternehmen sowie den Umwelt- und Verkehrsverbänden zu diskutieren.
Kontakt:
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de
Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0151-51462156, e-mail: barkleit@pro-bahn-sh.de
Mathias Bölckow, Vorsitzender des PRO BAHN-Regionalverbandes Hamburg und Umgebung, mobil: 0176-49226044, e-mail: boelckow@pro-bahn-sh.de