Ein RE1 nach Rostock und ein ICE im weihnachtlichen Hamburger Hbf. Foto von Andreas Staal.

Generalsanierung Hamburg-Berlin: Fernverkehr nach Rostock und Stralsund braucht besseren Ersatz

Generalsanierungen von Bahnstrecken sind inzwischen unvermeidbar. Das müssen wir Fahrgäste hinnehmen – wir verbinden damit aber die Erwartung, dass es danach deutlich besser wird. Störungen an der Infrastruktur sollte es dann deutlich weniger geben. Und wenn es doch mal irgendwo klemmt, dann gibt es dank der Generalsanierungen genug Weichen und Überholgleise, damit die Züge schnell an der Störungsstelle vorbeifahren können.

Für die Zeit der Sperrung muss es aber gute und akzeptable Alternativen geben. Bei der ersten Sperrung der Strecke Hamburg – Berlin haben wir erlebt, dass es funktionieren kann. Die Umleitung der ICE und Flix-Züge über Uelzen und Stendal erwies sich als eine vernünftige Alternative. Stündliche ICE, einige Flix und eine gute Dreiviertelstunde längere Fahrzeit sind bei guter Verlässlichkeit akzeptabel.

Aber nicht alles hat geklappt. 2025 steht die nächste Vollsperrung der Strecke an und für diese muss das Ersatzkonzept verbessert werden. Denn nicht nur die Fernzüge Hamburg – Berlin sind betroffen, sondern auch die ICE von Hamburg nach Rostock – Stralsund – Rügen, die die Berliner Strecke bis Hagenow mitbenutzen. Hier bleibt auf der Schiene nur der Weg über Lübeck und Bad Kleinen, der während der vergangenen Sperrung nur unzureichend funktionierte. Es gab je Richtung nur einen durchgehenden Zug, der nicht einmal die ganze Sperrung über angeboten wurde.

Statt ICE also Regionalzug nach Lübeck (was außerhalb des Berufsverkehrs auch ging) und Umstieg in 2 kleine, meist überfüllte Triebwagen mit vielen Stehplätzen. Immerhin nur bis Bad Kleinen, wo dann der gewohnte RE 1 mit seinen Doppelstockwagen ausreichend Platz bot – aber einen weiteren Umstieg erforderte.

Wer den Nervenkitzel liebt, ob denn alle Anschlüsse klappen, der konnte ab Lübeck mit einem Triebwagen bis Güstrow fahren und dort mit RE oder S-Bahn nach Rostock weiterfahren – natürlich ohne Anschluss nach Stralsund, aber nochmals eine halbe Stunde länger.

Dazu wurde für den ICE-Kunden noch ein IC-Bus nach Schwerin mit doppelter Fahrzeit angeboten, der aber meist keine sinnvollen Anschlüsse hatte. Dazu der bereits erwähnte Direktzug Rügen – Hamburg, der sehr gemütlich fuhr und sich gute 30 Minuten Standzeit in Bad Kleinen gönnen musste. Daher nahmen die Fernreisenden vielfach die Regionalzüge mit 2-3 Umstiegen. Drei Mal Treppe rauf und wieder runter – mit Gepäck ein Vergnügen.

Kein echter Ersatz also für die sonst angebotenen 7 ICE-Verbindungen nach Rostock und Stralsund.

Aus Fahrgastsicht war das kein adäquates Angebot, gerade für Touristen, die an die mecklenburgische oder vorpommersche Ostseeküste wollen. Hier muss es für die kommende achtmonatige Totalsperrung Hamburg – Berlin ein deutlich besseres Angebot geben.

Nach unseren Informationen ist geplant, die Regionalzüge Hamburg – Lübeck mit 3 gekuppelten Triebzügen zu fahren, statt heute 2. Das wären 50 Prozent mehr Kapazität. Der Umstieg in Lübeck bleibt unvermeidbar, da die Strecke nach Bad Kleinen bis heute nicht elektrifiziert wurde. Immerhin soll es statt kleiner Trieb- jetzt Doppelstockwagen geben. Der Umstieg in Bad Kleinen soll in beiden Richtungen bahnsteiggleich funktionieren, Treppensteigen kann man sich dann sparen.

Das mag als Ersatz für den sonst umsteigefreien RE 1 in Ordnung sein, für die 7 ICE nach Rostock/Stralsund sicher nicht. Für Reisende des Fernverkehrs ein kaum akzeptables Angebot. Auch wenn – wie wohl diskutiert – 3 durchgehende Züge Hamburg – Stralsund fahren sollen.

Aus unserer Sicht gibt es eine Alternative. Da von Lübeck nach Bad Kleinen stündlich gefahren wird, könnte im direkten Anschluss an den Zug aus Lübeck ein durchgehender elektrische Zug (Schwerin) – Bad Kleinen – Rostock – Stralsund (-Rügen) fahren. Da die ICE nicht fahren, sollten die Strecken die nötige Kapazität haben. Dabei könnte der RE 4 nach Stettin während der Bauzeit auch nur noch ab/bis Bützow fahren. Mit unserem Vorschlag ergäbe sich die Möglichkeit, statt nur alle 2 Stunden doch wieder stündlich Rostock und Stralsund / Rügen zu erreichen.

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de

Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0151-51462156, e-mail: barkleit@pro-bahn-sh.de

Jan Niemeyer, Mitglied des Landesvorstandes des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0157-92358603, e-mail: niemeyer@pro-bahn-sh.de