Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert Konsequenzen aus den seit Mitte Oktober erneut stattfindenden Eisenbahn-Chaostagen auf Amerikalinie und Heidebahn, dem sogenannten Heidekreuz rund um Soltau. Seit Wochen fährt auf der RB-Linie 37 Bremen – Soltau – Uelzen kein einziger Zug, während auf der RB-Linie 38 Buchholz – Soltau – Hannover verkürzte Züge im Einsatz sind und Ausfälle drohen.
Um für die Restlaufzeit des Verkehrsvertrages für das Heidenetz (einschließlich der beiden zugehörigen Linien in Südniedersachsen) einen stabilen Betrieb zu gewährleisten, schließt sich der Fahrgastverband PRO BAHN der aus der Lokalpolitik geäußerten Forderung ausdrücklich an, dem eigentlichen Vertragsnehmer des Verkehrsvertrages, DB Regio, aufgrund erwiesener Schlechtleistung die Genehmigung zu entziehen, Regionalverkehre Start Deutschland als Subunternehmer einzusetzen. Andernfalls sehen wir nach den bisherigen Erfahrungen auch dauerhaft keinen stabilen Betrieb auf dem Heidekreuz.
Bis heute hat die zuständige DB-Tochter Regionalverkehre Start Deutschland, es nicht geschafft, im eigenen Konzern hinreichend Ersatzfahrzeuge aufzutreiben, um das vertraglich geschuldete Angebot zuverlässig zu fahren – und das, obwohl der DB-Konzern sich einen eigenen Bereich namens Stillstandsmanagement leistet, der zahlreiche nicht mehr benötigte, aber einsatzbereite Fahrzeuge zum Verkauf anbietet. Darunter befinden sich auch solche Fahrzeuge, die auf der Amerikalinie fahren könnten. Zudem musste wieder auf Unterstützung durch den Fahrzeugpool der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) zurückgegriffen werden, aus dem zwei Triebwagen bereitgestellt wurden.
Wir fordern, dass endlich die umfangreichen Fahrzeugreserven des DB-Konzerns umgehend so eingesetzt werden, dass keine Zugausfälle mehr nötig sind. Wenn das nicht kurzfristig möglich ist, muss Regionalverkehre Start eben vorübergehend ein konzernfremdes Unternehmen mit dem Betrieb beauftragen, so wie es auch auf einzelnen Strecken der Eurobahn infolge akuten Personalmangels geschehen ist.
Der Totalausfall auf der Linie Bremen – Soltau – Uelzen ist umso unverständlicher, wenn man bedenkt, dass Regionalverkehre Start mit einem ungewöhnlich großen Prozentsatz an Reservefahrzeugen ausgestattet ist. Um wenigstens den Zwei-Stunden-Takt ohne die einzelnen Verstärker zur Hauptverkehrszeit fahren zu können, bräuchte es nur drei funktionierende Triebwagen. Auch die Kommunikation des Unternehmens ist indiskutabel; lediglich eine dürftige Pressemitteilung, die keinerlei Details zu den Ursachen der plötzlichen Wartungsarbeiten nennt, ist verfügbar. Weder ist nachzuvollziehen, warum das defekte Bauteil, auf das dort verwiesen wird, zwingend erforderte, die betroffenen Fahrzeuge sofort außer Betrieb zu nehmen, noch gibt es einen Zeitplan für die Wiederaufnahme des Regelbetriebs. Aus Sicht der Fahrgäste ist das eine einzige Zumutung.
„Seit der Übernahme durch Regionalverkehre Start war insbesondere auf dem Heidekreuz ein geordneter Regelbetrieb die absolute Ausnahme. Nach fast drei Jahren voller Zumutungen, in denen etliche Fahrgäste vergrault wurden, fehlt uns als Fahrgastverband jegliche Hoffnung, dass es unter dem aktuellen Betreiber noch einmal einen durchgehend stabilen Betrieb geben könnte“, sagt dazu Malte Diehl, Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes PRO BAHN. „Wir wollen nicht, dass es bis zum Vertragsende 2029 oder womöglich darüber hinaus so weitergeht.“
Angesichts der Tatsache, dass Fahrzeuge desselben Typs alleine in Niedersachsen bei sechs anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen seit vielen Jahren zuverlässig und in großer Zahl unterwegs sind, sieht der Fahrgastverband PRO BAHN die Verantwortung für das aktuelle Desaster bei Start.
Der Fahrgastverband PRO BAHN blickt zudem ängstlich auf die gängige Vergabepraxis des Landes Niedersachsen, die die Verkehrsverträge hauptsächlich (zuletzt beim Hanse-Netz zu 95 Prozent) nach dem Preis ausschreibt. Die Qualität bleibt hier außen vor. Das trägt zu Verhältnissen wie im Heidekreuz erheblich bei. Wir fordern daher, die Ausschreibungspraxis entsprechend zu ändern und die Betriebsqualität wesentlich höher zu gewichten. Es muss eine zentrale Rolle bei weiteren Ausschreibungen spielen, ob die Bewerber bereits einschlägige Erfahrung gesammelt haben und in vergangenen Verkehrsverträgen erwartungsgemäß ihre Leistungen erbringen konnten. Natürlich wird das mehr Geld kosten, als immer den billigsten zu nehmen; die Leute wieder ins Auto zu treiben, weil der eigentlich verbindliche Fahrplan zum Glücksspiel wird, ist aber eine noch schlechtere Alternative.