Das am Freitag veröffentlichte Gutachten über das Potenzial für ein modernes Straßenbahnsystem in Lübeck weist nicht nur die generelle Machbarkeit nach, sondern hat auch bereits Trassenkorridore ausfindig gemacht, die sich als besonders straßenbahnwürdig herausstellen.
Die Gutachter haben mit hoher Sensitivität die Besonderheiten Lübecks als Weltkulturerbestadt betrachtet und ansprechende Lösungen für sensible Bereiche, wie rund um das Holstentor, die Innenstadtdurchfahrten oder das Burgtor skizziert.
Abschließend empfehlen die Gutachter, diese Erkenntnisse weiter zu vertiefen.
Die wirtschaftliche Betrachtung bringt keine Überraschungen, so Julian Gebler, Pressesprecher des PRO BAHN-Regionalverbandes Lübeck: „Mit 900 Millionen Euro bewegen wir uns auf einer Höhe mit der Kieler Stadtbahn, deren Einführung bereits vor Jahren mit einer breiten Mehrheit beschlossen wurde. Durch die Förderung der Einführungskosten von bis zu 90 Prozent durch Land, Bund und EU, erhält die Landeshauptstadt ein effizientes Verkehrssystem, das viel weniger Kosten pro Fahrgast verursacht, als ein reines Bussystem.“
Das Lübecker Gutachten kommt für die Hansestadt zu einem ähnlichen Zwischenergebnis, so Gebler weiter: „Die Bürgerschaft hat die Verwaltung beauftragt den öffentlichen Personennahverkehr so zu ertüchtigen, dass mit diesem 20 Prozent aller in Lübeck zurückgelegten Wege erfolgen sollen. Die Klimaziele wären sonst nicht zu erreichen.“
Im ergänzende Gutachten „Verkehrswendeszenario“ wird festgestellt, dass dies mit einem reinen Bussystem nicht zu schaffen sei, da selbst bei einer Verdoppelung der Kapazitäten nicht mehr als 16 Prozent der täglichen Wege mit dem Bus bewältigt werden könnten. Selbst wenn das Ziel von 20 Prozent dennoch erreichbar wäre, sind mit bereits die 16 Prozent mit einem enormen Mehraufwand von Fahrzeugen und Personal verbunden, welcher in Zeiten von knappen Haushalten und Personalmangel die nächste Hürde aufzeigt. Dass insbesondere die Straßen in der Altstadt diesen Bus-Mehrverkehr sowieso nicht aufnehmen können, ist dann bereits der nächste Flaschenhals.
Das Gutachten zeigt, dass die Straßenbahn mit einer Angebotsausweitung von nur 8 Prozent diese verbindlichen Ziele erreichen kann und dabei noch Kapazitäten für zukünftige Fahrgastzuwächse hat.
Der Fahrgastverband PRO BAHN zeigt sich daher sehr erstaunt, dass die Verwaltung empfiehlt, die tiefere Betrachtung abzulehnen. „Für die Ablehnung trotz positivem Ausgang, und das auch noch ohne Alternativen zur Aufgabenerfüllung aufzuzeigen, erwarten wir eine sachliche Erklärung“, so Gebler.
Kontakt:
Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0151-51462156, e-mail: barkleit@pro-bahn-sh.de
Jan Niemeyer, Mitglied des Landesvorstandes des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0157-92358603, e-mail: niemeyer@pro-bahn-sh.de
Julian Gebler, Pressesprecher des PRO BAHN-Regionalverbandes Lübeck, mobil: 0176-61083722, e-mail: gebler@pro-bahn-sh.de
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de