Der Fahrgastverband PRO BAHN stellt fest, dass zwar viel unternommen wurde, um die zuvor getrennten Landesteile zusammenzuführen, aber noch viele Teilungsschäden verbleiben. Die Fahrgastvertreter fordern, diese Defizite bis zum nächsten Jubiläum endgültig abzustellen und dafür nochmals einen Sonderfonds einzurichten.
Mit Tempo 300 in vier Stunden umsteigefrei von Berlin über Halle und Erfurt nach München. Deutsche Einheit kann schön sein. Und in der Tat, auf vielen Abschnitten ist es gelungen, Ost und West näher zusammenzubringen. Aber selbst 30 Jahre nach dem Fall der Mauer gibt es noch Lücken im deutschen Schienennetz, die in Folge der Trennung gerissen wurden und bis heute nicht beseitigt wurden.
Gleich zweimal trifft es hier Verbindungen zwischen Bayern und Thüringen. Sowohl zwischen Eisfeld und Coburg als auch zwischen Marxgrün und Blankenstein wurde der Betrieb durch die deutsch-deutsche Grenze unterbrochen. Die Bundesbahn baute in den Trennungsjahren die Strecken ab. Das Land Thüringen bekennt sich zu einer Reaktivierung beider Strecken. Das Land Bayern blockiert diese Projekte aber bisher. „Hier muss Ministerpräsident Söder zeigen, dass sein neues ökologisches Paradigma nicht nur grüner Anstrich ist, sondern auch etwas dahintersteckt“, fordert Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN. Zumindest Söders Parteifreund Andreas Scheuer scheint einen Schritt weiter zu sein – beide Projekte sind im Deutschlandtakt des Ministers zu finden, wenn auch mit Fußnote, dass die Zustimmung aus Bayern notwendig ist.
Aber nicht nur die für viele offensichtliche frühere deutsch-deutsche Grenze ist noch nicht allerorts überwunden, auch die Grenze zum ehemaligen West-Berlin macht noch Schwierigkeiten. Auf der Dresdner Bahn zwischen Berlin und Dresden müssen Züge aus Dresden kurz vor Berlin einen Schlenker auf den Berliner Außenring machen. Statt der ca. 15 Kilometer langen Strecke fährt man einen doppelt so langen Umweg. Wegen Rechtsstreit und Problemen bei der Bürgerbeteiligung ist die direkte Trasse immer noch nicht fertig. Immerhin soll es jetzt Mitte der 20er Jahre so weit sein.
Aber nicht nur im Fernverkehr hat die Trennung in der Hauptstadt ihre Spuren hinterlassen. In Folge des Reichsbahnerstreiks von 1980 wurden einige Abschnitte aufgegeben. Der Berühmteste ist wohl die Siemensbahn, deren Reaktivierung das Land Berlin endlich angeht. Aber auch die Strecken Jungfernheide – Spandau – Staaken und Zehlendorf – Düppel verloren ihren S-Bahnverkehr. Weitere Strecken waren in Folge der Teilung bereits zuvor eingestellt worden (zum Beispiel die Strecke nach Falkensee) oder folgten im Anschluss (Hennigsdorf – Velten). Hier gilt es noch einiges zu tun, bis die Trennung endgültig überwunden werden kann.
„Viele Schienenprojekte der Deutschen Einheit sind noch Stückwerk“, stellt Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN fest. „Daher fordern wir einen Sonderfonds, um zumindest verkehrlich die letzten Wunden aus der deutschen Teilung schließen zu können.“
Kontakt:
Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 0176-66822886, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de