Dialogforum zur Reaktivierung der Bahnstrecke Niebüll – Flensburg – erste Online-Veranstaltung zum Themenfeld „Die Reaktivierung der Bahnstrecke Niebüll – Flensburg im Kontext der Nahverkehrs-Planung“ am 11. März

In sachlich angenehmer Atmosphäre verlief am Donnerstag, 11. März, die Online-Veranstaltung der Nordsee Akademie Leck zur Reaktivierung der Bahnstrecke Niebüll-Flensburg. Drei Stunden informierten sich die knapp 40 Teilnehmenden über planerische Hintergründe für den Nah- und Regionalverkehr, Bahnreaktivierung und moderne Zugtechnik. 

Die stellvertretende Direktorin Dr. Herle Forbrich eröffnete das Seminar, das als Kooperationsveranstaltung mit dem VCD Nord stattfand. Sie wies auf den Koalitionsvertrag 2017-2022 von CDU, Grünen und FDP hin. Als Ziele sind darin vereinbart, die Wirtschaftlichkeit von Bahnstrecken zu prüfen, sie gegebenenfalls zu reaktivieren und die Marschbahn zu ertüchtigen.

I. Nahverkehrsplanung von Nordfriesland bis Flensburg

Als erste bot VCD Nord-Vorstandsmitglied Helene Wahl Einblick in die Planung des Nahverkehrs in Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und Flensburg. Dafür werden zunächst regionale Strukturen und Entwicklungstendenzen gesichtet und auf dieser Grundlage Maßnahmenvorschläge entwickelt. Gemeinsam mit den Kreisen beziehungsweise kreisfreien Städten werden dann jeweils vor Ort die konkreten Zielsetzungen erarbeitet.

II. Schienennetz in Schleswig-Holstein und Reaktivierungen von Bahnstrecken in Schleswig-Holstein

Jochen Schulz, Bereichsleiter Planung der NAH.SH, stellte anschließend Projekte zur Reaktivierung von Bahnstrecken in Schleswig-Holstein und ihre Bedeutung für das Streckennetz vor. Angeführt wurden zum Beispiel die Strecken Burg West – Fehmarn-Burg und Neumünster – Bad Segeberg.

Dabei wies er darauf hin, dass sich die Rahmenbedingungen für solche Vorhaben durch politische Entscheidungen des Bundes deutlich verbessert haben: Die Förderung ist gestiegen und Genehmigungsverfahren wurden erleichtert.

III. Moderne Eisenbahntechnik

Bauingenieur Thorsten Schaefer, Leiter des Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft Niebüll (NEG), wurde dann konkret. Er erläuterte, dass die Strecke vorrangig dem Personennahverkehr dienen würde, und beschrieb drei wichtige Faktoren für leisen Bahnverkehr: sogenannte „Flüsterbremsen”, lückenlos verschweißte Schienen und E-Loks.

IV. Interessierte Diskussion

Im Anschluss entspann sich eine interessierte Diskussion. Hingewiesen wurde unter anderem auf die wichtige Bedeutung von Lärmschutzmaßnahmen. Wenn sie nötig sind, sind sie Teil der Gesamtkosten und nicht vom Anrainer zu tragen. Bahnübergänge gehören ebenfalls zum Baubudget, für die Gemeinden entstehen so gut wie keine Kosten.

Als Zeitschätzung wurden – bei guten Rahmenbedingungen – zwei bis drei Jahre angegeben für Planungsvorlauf und Planfeststellungen und ein bis zwei Jahre Bauzeit. Die Unterstützung vor Ort, so Schaefer und Schulz, spiele hier eine große Rolle.

Andreas Deidert, Bürgermeister der Gemeinde Leck, erinnerte sich an Kontroversen zum Thema und zeigte sich nach dem sachlich geführten Austausch offen für weitere Gespräche. Der Bürgermeister von Walsbüll, Arno Asmus, hob die Entwicklungschancen hervor, die eine Bahnverbindung zwischen Niebüll und Flensburg für die Gemeinden an der Strecke bringe.

Dabei, darauf wurde mehrfach hingewiesen, müsse die Erreichbarkeit der Flensburger Innenstadt mit der Reaktivierung zusammengedacht werden. Es sei von Bedeutung, ob man diese direkt erreichen oder noch einmal umsteigen müsse. Pelle Hansen, Flensburger Ratsherr und stellvertretender Stadtpräsident, betonte ein klares Ja der Stadt Flensburg zur Strecke nach Niebüll und verwies gleichzeitig auf eine Ratsentscheidung, den bisherigen Bahnhof besser an den Busverkehr anzubinden.

VCD Nord-Vorstandsmitglied Helene Wahl bedankte sich abschließend für den sachlichen, konstruktiven Austausch. Der VCD Nord freue sich über den Dialog und wolle ihn gerne in dieser Weise fortsetzen. Wichtiges Ziel sei es, zeitnah nachhaltige und attraktive Alternativen für einen klimafreundlichen Verkehr zu schaffen.