(Noch) kein europäischer Zug – Fahrgastverband PRO BAHN: Connecting Europe Express zeigt europäischen Handlungsbedarf auf

Der Connecting Europe Express zeigt aus Sicht des Fahrgastverbands PRO BAHN die Defizite des europäischen Eisenbahnsektors auf. National unterschiedliche Fahrzeuge und alte Wagen offenbaren, dass ein einheitlicher Europäischer Eisenbahnraum noch weit weg ist. Der Verband fordert die EU-Kommission auf, hier in einem Jahrzehnt der Schiene weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Im Jahr 2021 fährt endlich wieder ein Zug durch ganz Europa. Ein Zug? Nein, es sind derer drei, die Spurweiten – der Abstand zwischen den Schienen – weichen ab, daher gibt es je einen Extrazug für die iberische Halbinsel und die baltischen Staaten. Auch auf dem Normalspurnetz kommen unterschiedliche Lokomotiven vor dem Zug zum Einsatz – nicht nur, weil die Staatsbahnen jeweils selbst Flagge zeigen wollen. „Derzeit gibt es keine Lok, die frei im gesamten europäischen Netz einsetzbar ist“, bedauert Dr. Lukas Iffländer, stellvertretender PRO-BAHN-Vorsitzender.

Auch beim Wagenpark sieht es nicht besser aus. Viele der Wagen haben mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel und sind älter als mancher Fahrgast. Auch der von der Deutschen Bahn gestellte Wagen gehört zu einer Generation, die noch in der ersten Hälfte des Jahrzehnts den Weg zum Alteisen finden soll. Früher gab es die Vereinbarung RIC (Regolamento Internazionale delle Carrozze). Neue Wagen wurden nach diesem Verfahren zugelassen und abgenommen und konnten anschließend in ganz Europa eingesetzt werden. Heute funktioniert das nicht mehr, zusätzliche Standards für bestimmte Länder sind notwendig, die oft Millionenbeträge kosten. Gerade langlaufende Angebote wie Nachtzüge werden dadurch unnötig verkompliziert und verteuert.

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher eine Rückkehr zur Idee des RIC. „Es muss möglich sein, in einem Rutsch bei der europäischen Eisenbahnagentur (ERA) ein Fahrzeug für ganz Europa zuzulassen und bisher national unterschiedliche Vorschriften – jedes Land verlangt unterschiedliche Ausrüstung auf einer Lokomotive – müssen vereinheitlicht werden“, fordert Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands. Hierzu muss die EU-Kommission eine Vereinheitlichung auf den Weg bringen. „Wenn wir darauf warten, dass die Nationalstaaten das untereinander lösen, warten wir noch lange – angesichts des Klimawandels gilt es jetzt zu handeln!“, macht Naumann klar.

Die Vereinheitlichung des europäischen Eisenbahnraums endet dabei nicht bei den Wagen und den Loks, sondern geht bei Infrastrukturzugangskriterien, Abläufen von Arbeitsschritten, Sprachregelungen, Zugbeeinflussungs- und Stromsystemen, Nutzungsgebühren und vielen anderen Punkten weiter. „Das Jahr der Schiene, das zudem bisher weitgehend mehr Public Relations als Umsetzung ist, darf daher nur der Anfang zu einem Jahrzehnt der europäischen Eisenbahn sein, in dem die altbekannten grenzüberschreitenden Herausforderungen endlich angegangen werden“, fordert Iffländer.

Kontakt:

Dr. Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 0176-66822886, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de