Der Fahrgastverband PRO BAHN stellt sich gegen die Kritik des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Entwurf der von der EU angestrebten „Richtlinie über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors“. Von offenen Daten profitiert die durchgehende Reisekette von A nach B und damit der öffentliche Verkehr als Gesamtes. Das ist essentiell für uns Fahrgäste.
Ein Hauptpunkt der Kritik des VDV ist, dass offene Daten privaten Unternehmen die Möglichkeit geben, ähnlich wie Hotel- und Flugvergleichsportale zu agieren. Für die Fahrgäste wäre dies klar von Vorteil, da dann endlich die Buchung der durchgehenden Reisekette möglich würde. „Heute bietet in Deutschland jeder Verbund, gefühlt sogar jedes einzelne Unternehmen, eine eigene App an“, kritisiert Jörg Bruchertseifer, Tarifexperte und stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN. „Seit Jahren kommen regelmäßig Versprechungen, dass das gelöst wird, die bisher bei uns Kunden aber nicht ankommt.“ Der Fahrgastvertreter hofft, dass durch die Verpflichtung zu offenen Schnittstellen, der Druck auf die Unternehmen steigt, endlich den ÖV aus einem Guss anzubieten. Damit Bahn und Bus attraktiv für die Fahrgäste sind, muss die durchgehende Reisekette ganzheitlich betrachtet werden. „Das hat die europäische Politik erkannt und setzt die richtigen Schwerpunkte. Open Data muss aber für alle Unternehmen, die öffentliche Verkehrsleistungen anbieten, gelten und unbedingt durch die Verpflichtung für die Garantie der Datenqualität begleitet werden. Nur so können wir Fahrgäste uns auf die Auskünfte verlassen. Falschauskünfte nutzen dem ÖV nicht“, stellt Bruchertseifer klar.
Eine solche Datenqualitätsgarantie fordern aber auch die Verkehrsunternehmen. Die Deutsche Bahn hat gerade die Einstellung der App Zugradar angekündigt. Die Begründung: Mangelnde Datenqualität. „Offensichtlich weiß man also selbst nicht genau, wo die Züge sind“, stellt Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN fest. Das betrifft nicht nur die Echtzeitdaten, das Problem fängt viel früher an. „Ein schönes Beispiel sind Baustellenfahrpläne“, erklärt Iffländer. Dort kann man gelegentlich live beobachten, wie ein Zug nach dem Anderen aktualisiert wird. Es entsteht der Eindruck, dass da jemand eine Excel-Tabelle händisch in ein anderes System abtippt, was bei vielen Unternehmen tatsächlich der Fall ist. „Das man sich mit einer IT aus dem vorherigen Jahrhundert gegenüber den Unternehmen aus dem Silicon Valley chancenlos fühlt, überrascht nicht“, ist für Iffländer klar.
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert die Unternehmen im VDV daher auf, anstelle offene Schnittstellen zu behindern, endlich sich gemeinsam für das 21. Jahrhundert fit zu machen, das Kirchturmdenken aufzugeben und einheitliche und schlanke Lösungen im Sinne der Fahrgäste zu schaffen. Dann muss man auch keine Angst mehr vor der Konkurrenz haben.
Kontakt:
Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 0176-66822886, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, E-Mail: k.naumann@pro-bahn.de