PRO BAHN fordert umfassenden Ausbau des Bahnknotens Hamburg

Der Fahrgastverband fordert im Hinblick auf die wachsende Bedeutung des Hamburger Hauptbahnhofes für den Fern- und Regionalverkehr in den norddeutschen Bundesländern einen umfassenden Ausbau des Bahnknotens Hamburg. Konkret schlägt der Fahrgastverband einen Ausbau des Hamburger Hauptbahnhofs selbst sowie der auf den Hamburger Hauptbahnhof zulaufenden Bahnstrecken Abzweig Rainweg – Hamburg Hauptbahnhof, Hamburg Hauptbahnhof – Hamburg-Harburg und Hamburg Hauptbahnhof – Hamburg-Bergedorf vor.

Der Hamburger Hauptbahnhof hat schon heute die höchsten Ein- und Aussteigerzahlen in Deutschland, ohne dass die Bahnsteig- und Gleisanlagen des Hamburger Hauptbahnhofes in den vergangenen Jahren den steigenden Fahrgastzahlen angepasst worden sind“, so der PRO BAHN-Landesvorsitzende Stefan Barkleit. „Die Fahrgastzahlen werden mit dem weiteren Ausbau des Regionalverkehrs weiter steigen. Daher brauchen wir sowohl einen Ausbau der Bahnsteig- und Gleisanlagen als auch der Zuwegungen im Hamburger Hauptbahnhof.“

Hintergrund:

DB Station&Service hat Ende Januar erste Planungen zum Ausbau des Hamburger Hauptbahnhofes vorgestellt. In einem ersten Schritt soll der für die heutige Fahrgastnachfrage nicht ausreichende Südsteg entlastet werden. Dazu soll die direkt südlich der Bahnsteighalle auf einer Brücke quer über die Gleise verlaufende Straße Steintordamm für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) geschlossen und zu einer Umsteigeanlage umgebaut werden. So könnten Reisende künftig zwischen Buslinien, künftigem Stadtbahn-Verkehr und den Fern- und Regionalzügen bequem umsteigen, da dort eine neue überdachte Haltestelle eingerichtet sowie Treppen und Rolltreppen zu den Bahnsteigen 5 bis 8 und 11 bis 14 errichtet werden. Fahrgäste können diese Bahnsteige somit über den Nordsteg, den Südsteg und über den Steintordamm erreichen beziehungsweise verlassen, sodass sich die Fahrgastströme entzerren und somit besser verteilen.

Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt die Planungen zum Ausbau des Hamburger Hauptbahnhofes, jedoch sieht der Fahrgastverband diese Planungen vor dem Hintergrund des weiteren Ausbaus des Regionalverkehrs und den weiter steigenden Fahrgastzahlen als nicht ausreichend an. „Die Herausforderungen beim Ausbau des Bahnknoten Hamburg liegen nicht allein beim Ausbau der Zuwegungen, sondern auch beim Ausbau der Bahnsteig- und Gleisanlagen des Hamburger Hauptbahnhofes sowie der auf den Hamburger Hauptbahnhof zulaufenden Bahnstrecken“, führt Barkleit weiter aus.

So sind nicht nur die Bahnsteig- und Gleisanlagen im Hamburger Hauptbahnhof selbst überlastet, sondern auch die auf den Hamburger Hauptbahnhof zulaufenden Bahnstrecken Elmshorn – Pinneberg, Abzweig Rainweg – Hamburg Hauptbahnhof („Hamburger Verbindungsbahn“), Hamburg Hauptbahnhof – Hamburg-Harburg, der Streckenabschnitt Anckelmannplatz – Rothenburgsort der Hamburg-Berliner Bahn sowie der Streckenabschnitt Hamburg Hauptbahnhof – Ahrensburg der Bahnstrecke Hamburg – Lübeck. „Jeder dieser Streckenabschnitte stellt für sich genommen schon einen Engpass dar. Im Zusammenspiel mit den weiteren Engpässen schränken sie die Kapazität des Bahnknotens Hamburg noch mehr ein“, erläutert der PRO BAHN-Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann. „Mit den im Rahmen der S4 Ost Hamburg – Bad Oldesloe und S4 West Hamburg – Itzehoe/ – Kellinghusen geplanten Infrastrukturmaßnahmen werden die Engpässe dort beseitigt werden, doch werden die S4 Ost Hamburg – Bad Oldesloe erst 2024 und die S4 West erst 2027 realisiert sein. Daher brauchen wir bis dahin weitere, einzeln umsetzbare Infrastrukturmaßnahmen, die kurz- bis mittelfristig die Kapazität des Bahnknotens Hamburg erhöhen werden.“

Vorschlag des Fahrgastverbandes PRO BAHN

zum umfassenden Ausbau des Bahnknoten Hamburg

Der Vorschlag zum Ausbau des Bahnknotens Hamburg besteht aus insgesamt 8 Teilvorschlägen:

            Vorschläge zum Ausbau des Hamburger Hauptbahnhofes

  • Verlängerung der Bahnsteige Gleis 11/ 12 und 13/ 14 auf eine Bahnsteiglänge von 550 Metern, so dass auf der Nordseite dieser Bahnsteige die aus Flensburg und Kiel sowie perspektivisch Westerland kommenden Regionalzüge, auf der Südseite dieser Bahnsteige die aus Cuxhaven, Bremen und Uelzen kommenden Regionalzüge wenden können, um die Anzahl der Fahrstraßenkreuzungen im Nordkopf des Hamburger Hauptbahnhofes reduzieren und so die Kapazität erhöhen zu können

  • Errichtung einer zweiten Treppenanlage von den Bahnsteigen 11/ 12 und 13/ 14 zum Nordsteg, um zusätzliche Zuwegungen zum Verlassen und Erreichen dieser Bahnsteige zu schaffen

  • Aufgabe des ehemaligen Post-Gleises 10 und Errichtung eines neuen Bahnsteiges Gleis 9 mit einer Bahnsteiglänge von 650 Metern und der Möglichkeit, diesen sowohl von Hamburg-Harburg als auch von Büchen und Berlin sowie von Ahrensburg und Lübeck anzufahren, um in der Hauptverkehrszeit zusätzliche Kapazitäten zu schaffen

  • Prüfung einer (Teil-)Reaktivierung des Bahnsteigtunnels beziehungsweise einer Errichtung eines neuen Bahnsteigtunnels von der Verteiler-Ebene der U1 und der U3 zu den Bahnsteigen Gleis 1/ 2, 3/ 4, 5/ 6, 7/ 8, 9, 11/ 12 und 13/ 14, um zusätzliche Zuwegungen zum Verlassen und Erreichen der Bahnsteige 5/ 6, 7/ 8, 9, 11/ 12 und 13/ 14 zur und von der S-Bahn beziehungsweise zu den U-Bahn-Linien U1 und U3 zu schaffen

            Vorschläge zum Ausbau der zulaufenden Bahnstrecken

  • Anpassung der Leit- und Signaltechnik im Streckenabschnitt Abzweig Rainweg – Hamburg Hauptbahnhof („Hamburger Verbindungsbahn“), um die Zugfolgezeiten in der Hauptverkehrszeit auf 5 Minuten verkürzt werden können

  • Beschleunigung der Abfertigung der Fern- und Regionalzüge in Hamburg-Dammtor, um die Standzeiten (Freigabe der Türen, Fahrgastwechsel, Schließen der Türen) möglichst kurz zu halten

  • Errichtung eines ohnehin geplanten Überwerfungsbauwerkes in Hamburg-Wilhelmsburg im Streckenabschnitt Hamburg Hauptbahnhof – Hamburg-Harburg, so dass die Güterzüge höhenfrei die Gleise des Fern- und Regionalverkehrs kreuzen können, um im Streckenabschnitt Hamburg Hauptbahnhof – Hamburg-Harburg zusätzliche Kapazitäten für einen weiteren Ausbau des Fern- und Regionalverkehrs zu schaffen

  • Errichtung eines zweiten Gleises im Streckenabschnitt Anckelmannplatz – Rothenburgsort der Hamburg-Berliner Bahn und Einrichtung eines Gleiswechselbetriebes in diesem Streckenabschnitt, um im Hamburger Hauptbahnhof die östlichen Bahnsteiggleise 5 bis 9 höhenfrei erreichen zu können und somit zusätzliche Kapazitäten für einen 30-Minuten-Takt im Fernverkehr Hamburg – Berlin sowie im Regionalverkehr Hamburg – Büchen zu schaffen

Kontakt:

Stefan Barkleit – 0151/ 51462156

Karl-Peter Naumann – 0172/ 2673784