Zwei rote, alte Triebwagen queren einen Bahnübergang. Im Vordergrund eine grüne Wiese, im Hintergrund große Bäume.
Foto von Andreas Ölfuss

Touristischer Verkehr nach Kappeln – Ein voller Erfolg und Hoffnung auf mehr

In Juli und August fuhren jeden Samstag zwei gekuppelte Schienenbusse von Eckernförde nach Kappeln und zurück. Die beiden historischen Fahrzeuge werden von der Angelner Dampfeisenbahn der Nachwelt erhalten und für Sonderfahrten eingesetzt.

Dieses Mal sind sie aber, wie früher, echten Nahverkehr gefahren. Die nah.sh hatte diese Leistung bestellt und finanziell gefördert. Es galt der SH-Tarif und damit das 9-Euro-Ticket.

Ein echter Erfolg

Mehr als 3100 Fahrgäste konnte man in den zwei Monaten begrüßen. Zwar macht das der Bahnhof Eckernförde an zwei Tagen. Aber bei 9 Betriebstagen mit effektiv zwei Fahrtenpaaren und 100 Sitzplätzen ist das eine Menge – und ein beachtenswerter Erfolg.

Denn man darf nicht vergessen, dass das Angebot nur wenige Tage vor dem Start bekannt gemacht wurde. Die Finanzierung konnte erst auf den letzten Metern gesichert werden. Ein umso größerer Erfolg ist es damit. Normalerweise muss sich ein neues Angebot erst einmal herumsprechen, was durchaus Monate dauern kann.

Der Verein hat es sich verdient. Immerhin erhält er mit ehrenamtlichem Engagement und bescheidenen finanziellen Mitteln die Strecke Süderbrarup – Kappeln. Der touristische Verkehr hilft, die Zukunft des Vereins zu sichern.

Egal ob RegionalBahn nach Kiel oder RegionalExpress nach Flensburg – der Umstieg klappte gut. Foto von Niels Fichter

Sicherlich hat das 9-Euro-Ticket zum Erfolg beigetragen. Die ersten Analysen des Experiments zeigen aber, dass das Ticket vor allem für den Freizeitverkehr an Wochenenden und Feiertagen genutzt wurde. Touristischer Verkehr wurde bisher vernachlässigt, das 9-Euro-Experiment hat gezeigt, was in ihm steckt.

Ideen zuhauf

Die 6 jungen Leute von der Angelner Dampfeisenbahn, die die Fahrten als Triebfahrzeugführer und Zugbegleiter betreut haben, haben auch schon viele Ideen für die Zukunft. Die kleine Bar in einem der Triebwagen könnte für ein einfaches Catering genutzt werden. Führungen in Kappeln sind ebenso denkbar wie eine bessere Fahrradmitnahme. Ideen gibt es viel mehr – manche muss man noch testen, bevor man sie veröffentlicht.

Die kleinen Dinge kommen aber zuerst. Vor allem könnte der Fahrplan anders gestaltet werden, um für mehr Menschen interessant zu sein. Am wichtigsten aber: bessere Werbung. Hier besteht Hoffnung, dass man gemeinsam mit der örtlichen Tourismusagentur mehr Partner findet und mehr Menschen erreicht.

Am neuen Haltepunkte in Lindaunis gibt es einen tollen Blick auf die Schlei, ein schönes Noor, Badestellen und Gastronomie – gerade hier geht noch mehr!

Noch ungewisse Zukunft

Es bleibt daher zu hoffen, dass auch im nächsten Jahr touristischer Verkehr nach Kappeln als Nahverkehr bestellt wird.

Wir als Fahrgastverband machen uns schon länger für solche touristischen Verkehre stark. Dieser Spaß ist nämlich keine reine Liebhaberei. Hilft er doch, die Bahn auch im Freizeitverkehr zu stärken und Schieneninfrastruktur zu erhalten. Wir sind zuversichtlich, dass das Land auch im nächsten Jahr Verkehr nach Kappeln bestellt – einen solchen Erfolg kann man nicht übersehen.

Wir plädieren aber dafür, drei statt zwei Monate zu fahren und auch sonntags ein Angebot zu machen. Der Fahrplan sollte sich auch für den kurzen Ausflug nach Kappeln eignen. 3 Minuten oder 3 Stunden Aufenthalt – das ist keine gute Auswahl.

Im Juni ist Kieler Woche und im Juli Brarupmarkt – vielleicht lässt sich der Fahrplan an diesen Tagen ja ausweiten? Und – man darf doch träumen – warum nicht gleich bis Kiel fahren?

Nächstes Jahr schon im Mai? (Gruß zurück). Foto von Niels Fichter.

Eine Fortführung würde den Zielen der Landesregierung dienen. Die Koalitionspartner haben sich eine Reaktivierung der Strecke nach Kappeln ins Regierungsprogramm geschrieben. Ein Ausbau des touristischen Verkehrs kann der Einstieg sein und schafft mit einem Erhalt der Infrastruktur auch die Voraussetzung dafür.

Warum in Kappeln aufhören?

Nach so einem Erfolg sollten andere Strecken ins Auge gefasst werden. Auch der VVM am Schönberger Strand hat schöne alte Fahrzeuge und könnte sogar nach Kiel fahren. Großstadt hier, Strand dort – vom Land bestellter touristischer Verkehr hat hier viel Potential.

Nächster Halt: Kiel Hauptbahnhof! Für das Sommerfest von DB Regio SH hatte sich ein Zug des VVM im Juli 2022 zum Hbf verirrt. Er musste dorthin geschleppt werden, weil ihm die Sicherungstechnik fehlt. Foto von Andreas Staal.

Ein Halt in Kiel Hauptbahnhof wird dabei wahrscheinlich nicht möglich sein, fehlt den Fahrzeugen des VVM doch die nötige Sicherungstechnik. Die Förderung wird aber helfen, diese Technik für die Zukunft nachzurüsten. Der VVM könnte dann weiter auf der hoffentlich bald reaktivierten Strecke nach Schönberg fahren.

Impressionen

Vorerst Abschied nehmen von Eckernförde. Die letzte Fahrt diesen Sommer. Blick vom Windebyer Noor auf Eckernförde. Foto von Niels Fichter.