Bahnhof Timmendorfer Strand. Foto von Niels Fichter.

Bäderbahn: Land knickt vor Bund und DB ein

Das Land Schleswig-Holstein hat sich von Bund und DB zu einer Aufgabe der Bäderbahn drängen lassen. Auf einer Sitzung des Dialogforums zur Fehmarnbeltquerung verkündete Staatssekretär von der Heide, dass das Land keinen Nahverkehr auf der Bäderbahn bestellen und an dem Abkommen mit der Bahn festhalten werde.

Angeführt wurde nur, dass ein Anschluss der Bäderbahn zu einer Verzögerung der Planfeststellung führen könnte und man dieses Risiko nicht eingehen wolle. Auf Nachfrage gab die Konzernbevollmächtigte der DB für Schleswig-Holstein und Hamburg aber einen Kommentar ab. Wenn jetzt ein Anschluss der Bäderbahn an die Neubaustrecke mitgeplant werden müsse, könne das monatelangen Verzögerungen führen, da aufwendig mehrere Varianten zu entwickeln seien.

„Hat die DB nicht dazugelernt? In der Planfeststellung über den neuen Bahnhof Altona wurde die Autozuganlage ausgespart, man brauche sie nicht. Am Ende wurde doch von Dritten Bedarf angemeldet, die Planungen mussten neu aufgerollt werden, zwei Jahre Verzögerung waren die Folge“, so Jan Niemeyer, Mitglied des Landesvorstandes des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg. „Wenn eine Anbindung der Bäderbahn ausgespart wurde, obwohl die Debatte über sie seit Jahren kocht, dann war das extrem kurzsichtig von der DB. Ganz besonders, wenn sie die Flächen der Bäderbahn als Ausgleichsflächen nutzen wollte, wie vermehrt zu hören ist. Hier liegt die Verantwortung für die Verzögerung ganz bei der DB. Die Konsequenzen bei den Menschen in der Region abzuladen, ist verantwortungslos.“

„Durch diese Entscheidung werden die Risiken nicht reduziert, sondern vergrößert. Dass die Bahn darauf gesetzt hat, das Stilllegungsverfahren werde glatt durchgehen, ist das eigentliche Problem. Der touristische Bahnverkehr im Land wächst, die Verkehre zwischen Eckernförde und Kappeln waren sehr erfolgreich und gerade die Bäderbahn wäre mit den Badeorten und dem Hansapark ein hoch attraktives Ziel für den touristischen Bahnverkehr. Hier darf die Bahn gerne noch einmal überdenken, was sie für Risiken mit diesem Kahlschlag eingeht. Aus unserer Sicht ist das Vorgehen der DB ein schwerer Abwägungsfehler. Wir werden uns jetzt auf jeden Fall im Planfeststellungsverfahren einbringen“, so Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg. „Im Übrigen ist nicht einzusehen, wie ein Anschluss der Bäderbahn an die Neubaustrecke den Aufwand erhöhen würde. Gerade die Anbindung an Ratekau ist so trivial, dass es nur eine Variante geben kann. Das betroffene Gebiet ist sehr klein, da alte und neue Strecke dort für ein Stück parallel laufen, es braucht nur eine Weiche. Der Anschluss bei Haffkrug ist freilich etwas anspruchsvoller, aber auch hier wurden bereits Lösungsansätze vorgestellt. Wie sich die DB hier Verzögerungen um Monate erträumt, bleibt uns ein Rätsel.”

„Dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis der Neubaustrecke bei einem Weiterbetrieb der Bäderbahn leiden könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Es gibt aber mehr als genug Beispiele, dass der Faktor keine Rolle spielt, wenn der politische Wille da ist. Und in diesem Fall hat sich der Bund per Staatsvertrag zum Bau genau dieser Strecke verpflichtet. Schwach vom Land, wenn dafür ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag gebrochen wird“, so Jan Niemeyer, Mitglied des Landesvorstandes des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg. „Und auch mit Blick auf die Mobilitätswende ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar. Die Nachfrage auf der Bäderbahn ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, das Neun-Euro-Ticket hat zu ständigen Überfüllungen der Züge geführt, seit dem Fahrplanwechsel im Dezember wird alle 30 Minuten gefahren. Die Neubaustrecke liegt soweit ab der Orte, dass diese Erfolge dort nicht eingefahren werden können.“

Kontakt:

Jan Niemeyer, Mitglied des Landesvorstandes des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, Telefon: 0431-55681903, e-mail: niemeyer@pro-bahn-sh.de

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de