Die Deutsche Bahn hat sich entschieden, die Abnahme neuer IC 2-Züge auszusetzen. Die Doppelstock-Intercitys sind zu störanfällig. Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt diese Entscheidung. Um solche Problem zukünftig zu verhindern, fordert der Verband, länger gültige Zulassungsvorschriften und eine Beschaffungspolitik, die nicht nur auf billige Produkte schielt.
Für viele Reisende auf der Strecke zwischen Nürnberg und Karlsruhe schwebt täglich die Frage „Schafft der Zug heute die Wende in Stuttgart oder nicht?“, wie ein Damoklesschwert über jeder Fahrt. Hat man Pech – und das kommt seit der Einführung der neuen Doppelstock Intercitys zu oft vor – ist in Stuttgart Schluss. Beim Wenden ist etwas schiefgegangen. Ein häufiger Fehler: Die Lok ist aus dem Zugbus gefallen – zu gut Deutsch: Sie kann nicht mehr mit den Wagen kommunizieren. Eigentlich sollten weitere dieser Züge in Kürze auf weiteren Strecken zum Einsatz kommen. Die Abnahme wurde jetzt aber gestoppt. „Richtige Entscheidung“, findet Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbandes PRO BAHN. „Es darf nicht sein, dass die Fahrzeuge beim Kunden reifen. Die Fahrzeuge sind aktuell eine Gefahr für die Betriebsstabilität und wirken sich auch auf andere Fahrten und Linien negativ aus. Eigentlich müsste man überlegen, auch die bereits abgenommenen Züge der zweiten Tranche vorübergehend aus dem Betrieb zunehmen.“
Dabei fahren Züge der ersten Tranche vergleichsweise störungsfrei zwischen Dresden und Köln, sowie Leipzig und Norddeich. „Hier liegt das Problem im Wechsel des Lokomotivtyps, statt der Baureihe 146.5 kommt deren Nachfolgerin 147.5 zum Einsatz“, erklärt Ehrenvorsitzender Karl-Peter Naumann. Dies war wegen neuer Zulassungsvorschriften – unter anderem in der Schweiz – notwendig. „Wir brauchen Lösungen, wie Fahrzeuge in Europa über längere Zeit gebaut werden können, ohne dass ständig das Rad neu erfunden werden muss. Umstellungen während der Produktion und nachträgliche Anpassungen an neue Normen erzeugen nur Kosten und Frust“, ist für Naumann klar. Auch würden langfristig verlässliche Vorschriften es ermöglichen, bei Bedarf schnell zusätzliche Fahrzeuge zu ordern, wenn, wie es aktuell geschieht die Menschen in die Züge strömen.
Ganz unschuldig ist aber auch die Deutsche Bahn am Dilemma nicht. „Der IC 2 wurde damals mit dem Ziel beschafft, billig ein Regionalverkehrsprodukt im Fernverkehr einzusetzen und schnell zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Nachdem bereits die erste Serie mit rund drei Jahren Verspätung auf den Markt kam und die zweite Serie nun für zusätzliche Kosten durch Störungen sorgt, kann man dieses Konzept als gescheitert betrachten“, stellt Iffländer fest. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher, dass zukünftig höherwertige Fahrzeuge bestellt werden müssen, die auch für einen Einsatz im Fernverkehr ausgelegt sind. Die von der Westbahn übernommenen Doppelstockzüge, die nun zwischen Dresden und Rostock zum Einsatz kommen sollen, sind ein guter erster Schritt. „Wir hoffen, dass diese Beschaffung keine Ausnahme bleibt. Die Aussagen von DB-Flottenchef Dr. Nagl machen uns aber Hoffnung, dass sich dieser Trend fortsetzen wird“, freut sich Iffländer. Der Fahrgastverband PRO BAHN wird die weitere Entwicklung kritische im Auge behalten.
Kontakt:
Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 0176-66822886, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de