Fernverkehr muss bestellt werden – Fahrgastvertreter fordern Abkehr vom eigenwirtschaftlichen System

Viele Regionen sind vom Fernverkehr abgehängt. Gleichzeitig gefährdet ein zu wenig regulierter Wettbewerb auf den Hauptachsen existierende Taktsysteme. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher die Bundesregierung auf, einen Aufgabenträger für den Fernverkehr zu schaffen und bei der Bestellung den Deutschland-Takt hierfür als Blaupause zu nutzen.

2,50 DM pro Zugkilometer – so viel hätte es damals durchschnittlich an Subvention gebraucht, um den Interregio am Leben zu halten. Weil dieser aber Fernverkehr ist, war dies nicht möglich. Anstelle der Interregio-Verbindungen verkehren heute regelmäßig bestellte Nahverkehrsleistungen, die teils mit niedrigen zweistelligen Eurobeträgen bezuschusst werden. Hier sind die für den Nahverkehr zuständigen Länder eingesprungen – auch wenn Verbindungen wie München – Hof (317 Kilometer) und Göttingen – Glauchau (284 Kilometer) sicher nicht unter die Definition für Nahverkehr fallen. „Hier erzeugt das aktuelle System der Eigenwirtschaftlichkeit im Fernverkehr eine massive Bruchstelle, die zu immensen Zusatzkosten führt“, beklagt Lukas Iffländer, Bundesvorstandsmitglied des Fahrgastverbands PRO BAHN. Hier ist eine Subventionierung des Fernverkehrs in der Fläche notwendig. Auch bei Nachtzügen können bereits mit kleinen Subventionen neue Verbindungen rentabel gemacht werden.

Aber auch auf den lukrativen Hauptstrecken bereitet das aktuelle System Probleme. Sollen zur etwa gleichen Zeit zwei Züge verkehren, hat der Zug, der die längere Strecke zurücklegt, Priorität. Im Raum Bonn führt dies ab Dezember voraussichtlich dazu, dass wegen des Flixtrains im Nahverkehr Halte entfallen müssen, da der Fernzug gegenüber dem Nahverkehr gewinnt. Für die Fahrgäste kein gutes Ergebnis. „Der Wettbewerb im Fernverkehr muss so gestaltet werden, dass er allen Fahrgästen nützt und nicht so, dass existierende und funktionierende Nahverkehrssysteme zerstört werden“, fordert Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN.

Um beide Probleme gemeinsam anzugehen fordert der Fahrgastverband PRO BAHN, den Fernverkehr durch einen bundesweiten Aufgabenträger zu bestellen. Das Ausschreibungsmodell im Nahverkehr oder das Schweizer Konzessionsmodell könnten hier als Beispiel dienen. „Nur wenn der Fernverkehr in diesem Rahmen koordiniert und finanziert wird, ist es möglich, einerseits das Ziel der Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen in den Regionen zu erreichen und anderseits existierende und zukünftige Taktsysteme abzusichern“, ist für Iffländer klar.

Kontakt:

Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 176-66822886, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de