Die letzten Tage: eine Garnitur Akku-Schienenbusse in Erfde am 01.05.1974. Foto von Ullrich Huckfeldt, CC-BY-NC.

Vor 50 Jahren: Letzter Personenzug Rendsburg-Husum

Am 25.05.1974 fuhr zum letzten Mal ein Personenzug auf der Strecke Rendsburg-Erfde-Husum. Güterverkehr gab es danach noch eine Weile, aber nicht in der Mitte zwischen Erfde und Hohn.

Hier lagen seit jeher die großen Probleme der Strecke und der Grund für die Einstellung. Ein großer Teil der Strecke läuft durch die Eider-Treene-Niederung, eine nasse, moorige Gegend, in der auch Straßenbau und -unterhalt bis heute eine Herausforderung ist. Das zeigte sich schon beim Bau der Strecke. Über die Alte Sorge konnte keine Brücke gebaut werden, weil der Untergrund nicht fest genug war. Also schüttete man einen Damm. In den 70ern war er aber stark abgesackt, auch die Widerlager der Brücke über die Neue Sorge an der Sandschleuse setzten sich, es hätte eine neue gebaut werden müssen. Das gleiche Problem hatten die Gleise entlang des Hohner Sees.

Das Widerlager an der Neuen Sorge auf der Rendsburger Seite. Foto aus dem Jahr 1980 von Bernd Bornau.

1910 als eine der letzten Ost-West-Verbindungen im Land gebaut, hatte die Strecke zuletzt ohnehin keine große Bedeutung mehr. Die zulässige Achslast war vergleichsweise gering – mutmaßlich wegen des weichen Untergrunds – und mehrere Bahnübergänge waren nicht gesichert, was die Geschwindigkeit auf 80 km/h begrenzte. Die schnellen Züge Kiel – Husum fuhren deswegen schon längst über die Strecke Jübek-Husum.

Die Bahnhöfe waren auch lange vor der Einstellung nicht mehr besetzt (nur Erfde gelegentlich), man fuhr deswegen im Zugleitbetrieb: in Husum und Rendsburg wurde die Einfahrt in die Strecke erlaubt, Weichen und Signale wurden unterwegs vom Zugführer gestellt. In Rantrum und Schwabstedt gab es sogar noch Schrankenwärter. Zugfahrten waren deswegen einigermaßen personalintensiv. Das zeigt das Dilemma der Eisenbahn in dieser Zeit: man hätte Geld in die Hand nehmen müssen, um wirtschaftlich zu bleiben, indem mehr ferngesteuert und automatisiert wird.

Der Güterverkehr wurde immer weiter zurückgezogen. Ab Mai 1993 wurde Mildstedt auf dem westlichen Ast nicht mehr bedient, auf der anderen Seite war Silvester 2000 in Fockbek Schluss.

Die geringe Bedeutung der Strecke lässt sich auch daran ablesen, dass die Recherche zu diesem Artikel keine einfache war. Es gibt kein Buch, keine Artikel, nur wenige Primärquellen.

Ausblick

Diese beiden letzten Reste (Husum – Mildstedt und Rendsburg – Fockbek) stehen vor der Wiederauferstehung. Die Reaktivierung bis Fockbek drängte sich auf, seit die Regionalbahn Kiel-Rendsburg fuhr. Sie wartet planmäßig fast 40 Minuten auf die Rückfahrt in Rendsburg. Da Personal und Fahrzeug das teuerste am Bahnbetrieb sind, ist eine Verlängerung bis Fockbek günstig zu haben.

Die Reaktivierung stockte aber, weil die Gemeinden Fockbek und Rendsburg ihr ablehnend gegenüber standen. Nachdem sich der Hersteller Stadler entschieden hatte, die Wartungshalle für die neuen Akkuzüge in Rendsburg-Seemühlen zu bauen, konnte sich Rendsburg durchringen. Die Strecke wurde bis Seemühlen neu gebaut. Sie wird seither von der AKN betrieben und seit einigen Monaten im Werksverkehr genutzt.

Die Haltestellen müssen leider planfestgestellt werden, der Beschluss lässt aber seit Jahren auf sich warten. Er wird wohl dieses Jahr kommen, der Traum von ersten Fahrten Ende 2025 hat sich aber zerschlagen. Das Eisenbahnbundesamt hat eine Änderungssperre über das Rendsburger Stellwerk verhängt, die Signale am Abzweig können daher nicht angeschlossen werden. Gelegentlich Zugfahrten zum Werk sind möglich, aber keine nach Fahrplan.

Vorerst werden die Züge in Rendsburg-Seemühlen enden, wir setzen uns aber dafür ein, dass die Strecke noch bis Fockbek verlängert wird. Es fehlt nur ein Kilometer bis zu der Gemeinde mit 6600 Einwohnenden und dem Hobby Wohnwagenwerk mit 1000 Arbeitsplätzen direkt am Bahnhof.

Eine ähnliche Situation findet man in Mildstedt, wenn es einst ein zusätzliche Linie ab Husum Richtung Norden geben sollte. Diese Linie könnte bis Mildstedt verlängert werden, die mehr als 4000 Einwohnenden rechtfertigen die kurze Verlängerung locker. Die Strecke ist noch gewidmet, es liegen auch noch einige hundert Meter Gleis.

Bis Mildstedt und Fockbek werden die Strecken deswegen mit dem Infrastrukturentwicklungsvertrag gesichert.

Ob es dereinst mal weitergehen wird? Große Teile der alten Strecke sind inzwischen entwidmet und zum Teil auch überbaut. Aus unserer Sicht wären eine Verlängerung von Fockbek bis Hohn wünschenswert oder von Mildstedt bis Rantrum, aber in beiden Orten ist die Strecke zum Teil überbaut.