Provisorium für die Ewigkeit: Endstation Oppendorf. Bild von Andreas S.

Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert Anlass und Zeitraum des Schienenersatzverkehrs auf der Bahnstrecke Kiel – Lübeck

Von Montag, den 15. August, bis Sonntag, den 18. September, ist die Bahnstrecke Kiel – Lübeck im Streckenabschnitt Plön – Eutin gesperrt, sodass alle Verbindungen auf der Regionalexpress-Linie 83 Kiel – Lübeck und auf der Regionalbahn-Linie 84 Kiel – Lübeck zwischen Plön und Eutin durch einen Schienenersatzverkehr ersetzt werden. Die Fahrzeit auf der Bahnstrecke Kiel – Lübeck verlängert sich dadurch um 20 bis 40 Minuten.

Anlass für die Sperrung ist, dass der Bahnsteig Gleis 1 der Bahnstation Malente-Gremsmühlen barrierefrei ausgebaut und modernisiert wird, so dass dort ab dem Fahrplanwechsel im Juni 2023 die neuen Triebwagen des Typs FLIRT Akku des Herstellers Stadler verkehren können, deren Einstiege auf eine Bahnsteighöhe von 76 Zentimetern über Schienenoberkante (SOK) optimiert sind.

Des Weiteren werden im Rahmen des barrierefreien Ausbaus und der Modernisierung des Bahnsteiges Gleis 1 der Bahnstation Malente-Gremsmühlen auch Leitungen der Leit- und Signal-Technik von der bisherigen Lage unter dem Bahnsteig Gleis 1 in die neue Lage zwischen den Gleisen 1 und 2 verlegt.

Fahrgäste auf der Bahnstrecke Kiel – Lübeck wissen jedoch, dass die Bahnstrecke zwischen Malente-Gremsmühlen und Eutin zweigleisig ist. Auch wissen sie, dass im Nordkopf der Bahnstation Eutin eine Weichenverbindung von dem Streckengleis in Fahrtrichtung Malente-Gremsmühlen in das Streckengleis in Fahrtrichtung Eutin besteht. Also könnte die planmäßige Zugkreuzung in Eutin stattfinden – ein Schienenersatzverkehr wäre aufgrund der vorhandenen Schieneninfrastruktur nicht notwendig.

Auch Gleis 2 hat kein Ausfahrsignal in Richtung Kiel. Der Bahnhof Malente-Gremsmühlen im Jahr 2021. Foto von Rainer Butenschön.

Notwendig ist der Schienenersatzverkehr, weil DB Netz sowohl bei der Errichtung des Elektronischen Stellwerkes (ESTW) in Lübeck im Jahr 2002 als auch bei dessen Modernisierung im Jahr 2021 in Malente-Gremsmühlen nur das Gleis 1 mit einem Einfahrsignal aus Fahrtrichtung Eutin und mit einem Ausfahrsignal in Fahrtrichtung Plön ausgestattet hat. Ist das Gleis 1 gesperrt – zum Beispiel für den barrierefreien Ausbau und der Modernisierung des Bahnsteiges -, ist somit keine Ausfahrt in Fahrtrichtung Plön möglich; alle Verbindungen im Streckenabschnitt Plön – Eutin müssen ausfallen und die Fahrgäste auf einen Schienenersatzverkehr ausweichen.

1987, ein Eilzug auf dem Weg nach Lübeck verlässt den Bahnhof Malente-Gremsmühlen. Damals war die Welt noch in Ordnung. Vor der Sanierung stand an jedem Gleis ein Ausfahrsignal. An dieser Stelle war auch ein Wechsel zwischen den Gleisen möglich – heute nicht mehr, die Weichen wurden entfernt. Im Vordergrund das Gleis der Strecke nach Lütjenburg. Foto von Rainer Butenschön.

Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert das Vorgehen der DB Netz, bei der Errichtung und bei der Erneuerung von ESTW die Bahnstationen nur mit einer Minimal-Ausstattung an Leit- und Signal-Technik auszustatten und fordert, bei der Errichtung und bei der Erneuerung von ESTW künftig die Bahnstationen mit einer Maximal-Ausstattung an Leit- und Signal-Technik auszustatten, die es ermöglicht, aus allen Fahrtrichtungen in alle Gleise einzufahren und aus allen Gleisen in alle Fahrtrichtungen auszufahren.

Des Weiteren kritisiert der Fahrgastverband PRO BAHN das Vorgehen der DB Station&Service, für den Abriss des alten Bahnsteigs Gleis 1 und die Errichtung des neuen Bahnsteigs Gleis 1 der Bahnstation Malente-Gremsmühlen einen Zeitraum von 35 Tagen anzusetzen – und das bei einer Sperrung des Streckenabschnitts Plön – Eutin und somit der Möglichkeit, diese Infrastruktur-Maßnahme ohne Einschränkung durch den regulären Bahnbetrieb durchführen zu können.