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Gut gemeint, aber auch an alle Fahrgäste gedacht? Fahrgastverband PRO BAHN fordert eine Entlastung aller Fahrgäste mit dem 9 Euro (0 Euro)-Ticket

Der Fahrgastverband PRO BAHN zeigt sich erfreut, dass die Politik bei den jetzt beschlossenen Entlastungsmaßnahmen nicht nur an die Autofahrer denkt, sondern auch an die Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel, die in der Vergangenheit oft stiefmütterlich behandelt wurden. Alle Autofahrer, Gelegenheitsfahrer, Nah-Pendler, Fernpendler profitieren von der Senkung der Treibstoffpreise. Bei den Fahrgästen des umweltfreundlichen Öffentlichen Verkehrs fürchtet der Fahrgastverband PRO BAHN allerdings deutliche Unterschiede und damit verbundene Ungerechtigkeiten. Auch hier muss an alle Fahrgäste gedacht werden.

Zum ersten ist offen, was mit Nahverkehr gemeint ist. Je nach Region gibt es Nahverkehrstarife, die nur in einer Kommune oder in einem Landkreis gelten, wie auch andere, die in einem ganzen Bundesland gelten. „Es kann nicht ernsthaft richtig sein, dass das 9 Euro-Ticket nur in einem Ort wie zum Beispiel in Landshut (Bayern) gilt, während es in Berlin und Brandenburg im ganzen Land gilt“, stellt Jörg Bruchertseifer, Tarifexperte des Fahrgastverbands PRO BAHN fest. Die unterschiedlichen Strukturen der Tarife und Verkehrsverbünde ermöglichen hier kaum eine einfache und verständliche Lösung. Pendler in großen Verkehrsverbünden kommen mit einem Ticket aus (zum Beispiel Hamburg – Lübeck), während Pendler zwischen Augsburg und München in der Regel mehrere Tickets benötigen.

Gerade auf der Schiene gibt es auch zahlreiche Pendler, die den ICE – den Fernverkehr – nutzen. Diese Pendler sollen offenbar, im Gegensatz zu den entsprechenden Autofahrern, leer ausgehen. „Noch fragwürdiger wird es“, kommentiert Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN, „wenn Pendler im Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg die Ermäßigung bekommen, diejenigen im ICE aber nicht.“

Weiterhin gibt es Fahrgäste, die regelmäßig zu unterschiedlichen Zielen mit einer BahnCard 50 unterwegs sind, wie auch Nutzer von voraus bezahlten Jahreskarten wie zum Beispiel der BahnCard100. An diese Fahrgastgruppen hat bisher offensichtlich keiner gedacht.

Die Fahrgastverband PRO BAHN fordert die Politik auf, hier schnell über eine gerechtere Lösung nachzudenken und zu entscheiden.

„Wir wollen keineswegs diese an sich gute Idee schlecht reden, aber wir möchten mit unseren Fragen dazu beitragen, eine Lösung zu finden, die dem größten Teil der Fahrgäste gerecht wird“, ergänzt der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands PRO BAHN, Detlef Neuß. Ein nur im Öffentlichen Verkehr einzulösender Gutschein oder ein Mobilitätsgeld würden zu einer gerechteren Lösung führen.

Kontakt:

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de

Jörg Bruchertseifer, Referat Fahrgastinformation, mobil: 0160-90636984, e-mail: joerg.bruchertseifer@pro-bahn.de