Zuwachs bei den historischen Fahrzeugen im Norden. Eine kleine Gruppe Eisenbahn-Freunde hat zwei MAN-Schienenbusse gekauft und dafür einen Verein gegründet. Der Verein Historische Eisenbahn Holsteinische Schweiz (HEHS) will mit den Triebwagen auf der Strecke von Malente nach Lütjenburg fahren, aber auch Sonderfahrten zu anderen Zielen anbieten.
Unter den Gründern des Vereins sind Lokführer, die die beiden Fahrzeuge am Sonntag überführen werden. Einer der Schienenbusse ist fahrbereit und wird den anderen schleppen. In Kiel sollen beide überarbeitet werden.
Die Pepsi unter den Schienenbussen
Als „der“ Schienenbus berühmt geworden ist der Uerdinger Schienenbus, von dem die Bundesbahn knapp 1500 Stück erwarb. Über Jahrzehnte prägten sie das Bild des Nahverkehrs auf der Schiene. Zwei Exemplare haben es nach Kappeln zur Angelner Dampfeisenbahn geschafft. Aber auch viele Klein- und Privatbahnen interessierten sich für Schienenbusse, MAN besetzte diese Lücke.
Die beiden Schienenbusse, die jetzt unterwegs in den Norden sind, hatten ihre Heimat im Schwarzwald. Sie wurden als Teil der ersten Serie 1956 an die Mittelbadische Eisenbahn ausgeliefert. Die beiden kommen aus der Fremde, aber das Fahrzeug hat Tradition im Norden. Aus derselben Serien bekam auch die AKN mehrere Schienenbusse. Jahrzehntelang haben sie das Bild im Norden von Hamburg geprägt, denn sie fuhren auch bei der Uetersener und der Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer-Eisenbahn.
Mit jeweils 2x 150 PS Motoren sind sie leistungsstark, dank einer PZB dürfen sie auch (fast) uneingeschränkt im Bahnnetz unterwegs sein. Viele Museumsfahrzeuge im Norden sind auf ihren Strecken gefangen, weil ihnen diese Einrichtung fehlt.
Der (Fahr-)Plan
Mittelfristiges Ziel, gemeinsam mit dem Verein Schienenverkehr Lütjenburg Ausflugsfahrten zwischen Malente und Lütjenburg anzubieten. Das Problem: die Strecke ist seit Jahrzehnten stillgelegt, muss wieder in Schuss gebracht werden und ist nicht mehr an das Bahnnetz angeschlossen, die Anschlussweiche wurde in den 2000er-Jahren ausgebaut. Hier wird noch einiges zu stemmen sein, in den letzten Wochen wurde aber schon vieles vom Partnerverein an der Strecke gemacht. Eine Anschlussweiche wird dem Verein reichen, sinnvoll wären noch weitere Weichen sowie die passende Signalisierung – der Bahnhof Malente ist leider ziemlich gerupft worden (für die Experten: neben einer Anschlussweiche braucht es eine Weiche in das Streckengleis nach Lübeck und eine Schutzweiche; der Bahnhof Malente ist leider keiner, sondern nur eine Überleitstelle an einer zweigleisigen Strecke).
Mehr als eine Weiche braucht es aber nur für die Reaktivierung, wünschenswert wären sie für einen stabilen Betrieb zwischen Kiel und Lübeck aber allemal. Der Verein wünscht sich auch eine Unterstellmöglichkeit in Lütjenburg.
Vorerst wird es Sonderfahrten in der neuen Heimat geben. Im Mai geht’s los, voraussichtlich am 20. und 28.05. (Pfingstsonntag) wird es Premierenfahrten zwischen Eutin und Ascheberg geben, mit Halten in Plön und Malente, mit Anschluss an Draisinenfahrten in Malente.
Für den Tag der offenen Tür des Kulturlokschuppens Neumünster am 19.08. soll es Zubringerfahrten zwischen Neumünster Bahnhof und dem Kulturlokschuppen geben – auch das aber noch ohne Gewähr.
Freilich gibt es viel mehr Ideen, doch häufig folgte auf Enthusiasmus Nüchternheit – viele Strecken in Schleswig-Holstein sind überbucht. So fahren zwischen Rendsburg und Kiel, zwischen Bad Oldesloe und Neumünster heute schon so viele Züge, dass kein Platz für einen weiteren ist. Das bestärkt uns in unserer Absicht – schon lange fordern wir, dass die Infrastruktur mit mehr Reserven geplant werden sollte.
Alles Gute!
PRO BAHN wünscht Alles Gute und drückt die Daumen! Die kleine, schlagkräftige Truppe hat in kürzester Zeit einen vielversprechenden Start hingelegt. Wir freuen uns schon auf Fahrten mit Rund-um-Sicht und schöner Reisekultur. Vielleicht haben wir gar die Möglichkeit, uns unbekannte Strecken im Schienennetz zu entdecken, ganz vorne mit dabei die Strecke nach Lütjenburg.
Ob es einst wieder regulären Nahverkehr auf der Strecke stehen wird, steht in den Sternen. Man darf auch gerne zweifeln. Aber für Ausflugsverkehr wurde die Strecke nicht nur gebaut, sie ist dafür wie gemacht – schön, dass sie wieder dafür verwendet werden wird.