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Sparpreise nicht mehr für alle – Digitale Fahrkarten dürfen nicht smartphoneabhängig sein

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert die Deutsche Bahn auf, preisgünstige Fernverkehrsfahrkarten auch zukünftig für alle Bevölkerungsgruppen anzubieten. Nach den Plänen der Bahn sollen ab 1. Oktober 2023 alle Kunden, die Sparpreis- oder Super-Sparpreisticket für IC oder ICE online oder am Fahrkartenschalter kaufen wollen, zwingend bestimmte Kontaktdaten, wie E-Mail-Adresse oder Mobiltelefonnummer, hinterlassen. Zum 1. Januar 2024 soll außerdem der Verkauf dieser Angebote am Fahrkartenautomat wegfallen. „Dadurch werden gerade ältere Kunden, die über kein Mobiltelefon oder Internet verfügen, von diesen preisgünstigen Angeboten ausgeschlossen“, kritisiert Jörg Bruchertseifer, Bundesreferent Fahrgastinformation des Fahrgastverbands PRO BAHN. „Ein anonymer Kauf von Sparpreis- und Super-Sparpreistickets ist dann nicht mehr möglich.“ Die Verbraucherzentrale Bundesverband (in der auch der Fahrgastverband PRO BAHN Mitglied ist) befürchtet, dass hinter dem „Digitalisierungszwang“ ganz andere Interessen stecken könnten, zum Beispiel, dass die DB die Daten auch zu Werbezwecken nutzen möchte.

Die Deutsche Bahn begründet den Schritt damit, die Fahrgäste besser über den Reiseverlauf und Verspätungen informieren zu wollen. „Schon heute gibt es zahlreiche Informationsmöglichkeiten für Fahrgäste, die Details über ihre Zugfahrt wissen wollen“, so Jörg Bruchertseifer. Diese Angebote der Bahn haben allerdings Mängel. Oft sind diese Informationen ungenau, veraltet oder werden nicht rechtzeitig aktualisiert. Im neuen Online-Auftritt der Deutschen Bahn fehlen diese Informationen sogar ganz beziehungsweise sind nur schwer auffindbar.

„Es ist deshalb nicht nachvollziehbar, wie die Deutsche Bahn mit den geforderten Daten besser informieren will. Schon heute gibt es die Möglichkeit, beispielsweise per E-Mail über den Reiseverlauf informiert zu werden. Reisende, die diesen Service gewählt haben, berichten aber oft über eine E-Mail-Flut, die mehr verwirrt, als nutzbare Informationen liefert“, so der Bundesreferent Fahrgastinformation. „Fahrgastinformationen zu Änderungen einer Reise müssen so gestaltet werden, dass auch das Zug- und Bahnsteigpersonal und die stationären elektronischen Auskunftstafeln in den Bahnhöfen bei Unregelmäßigkeiten weiterhelfen.“

Fahrplanänderungen und Verspätungen gibt es häufig auch wegen kurzfristigen und/ oder verlängerten Baustellen im deutschen Schienennetz. Wenn Fahrkarten bereits Monate vor der Reise gebucht werden, ändern sich in diesem Fall die Fahrzeiten von Zügen oder sie fallen ganz aus. Hier fordert der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands PRO BAHN, Karl-Peter Naumann, dass sich die Tochtergesellschaften des Deutsche Bahn-Konzerns besser abstimmen und planen mögen, anstelle über geforderte Mobiltelefon- und E-Mail-Adressen die Kunden kurzfristig über Änderungen zu informieren.

Die Deutsche Bahn als Mobilitätsanbieter des Bundes sollte an allen Halten des Fernverkehrs Fahrgästen helfen, entsprechend Ihren Möglichkeiten einfach eine Reise ohne weitere Hilfsmittel zu buchen und Informationen bei Störungen zu erhalten. Hans-Uwe Kolle, Sprecher des Bundesfachausschusses Tarife und Fahrgastrechte des Fahrgastverbands PRO BAHN, ergänzt: „Preisgünstige Fahrkarten müssen allen Kunden unabhängig von E-Mail-Adresse oder Mobiltelefonnummer zur Verfügung stehen. Diese Angaben dürfen kein Ausschlusskriterium sein.“

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert die Deutsche Bahn auf, Sparpreise- und Super-Sparpreise auch weiterhin anonym anzubieten und die Fahrgastinformation auf allen Kanälen zu verbessern. Ein deutschlandweiter, nachhaltiger und umweltfreundlicher Mobilitätsdienstleister sollte sich nicht an der Luftfahrt orientieren. Umfassende Fahrgastinformation, zum Beispiel über Verspätungen kann auch durch das Personal, durch Lautsprecheransagen, an Anzeigetafeln in den Bahnhöfen und Zügen sowie im Internet gewährleistet werden. Die Angabe von Mobiltelefon-Nummern und E-Mail-Adressen ist dazu nicht zwingend erforderlich.

Kontakt:

Jörg Bruchertseifer, Bundesreferent Fahrgastinformation, mobil: 0160-9063 6984, e-mail: joerg.bruchertseifer@pro-bahn.de

Detlef Neuß, Bundesvorsitzender, mobil: 0170-5853246, e-mail: neuss@probahn-nrw.de