Fahrgastverband PRO BAHN fordert zudem aktivere Zusammenarbeit zwischen Bahnunternehmen und Aufgabenträger, um akute Probleme schneller zu erkennen und unbürokratisch zu lösen.
Aus Sicht von Malte Diehl, Landesvorsitzendem des Fahrgastverbandes PRO BAHN in Niedersachsen und Bremen, ist der durch Personalmangel ausgelöste Ausfall der Metronom-Verstärkerzüge seit 28. August 2023 bis voraussichtlich zum Fahrplanwechsel im Dezember eine enorme Belastung für die darauf angewiesenen Pendler und anderen Reisenden. Diese Züge verkehren normalerweise außerhalb des Taktes vorwiegend unter der Woche und hauptsächlich im Zulauf auf Hamburg. Dass zusätzlich nur wenige Tage später, am 07. September 2023, auch einzelne weitere Zugausfälle mit derselben Begründung angekündigt wurden, ist inakzeptabel und nur ein weiteres Beispiel dafür, wie schlecht es um die Zuverlässigkeit des Personenverkehrs auf der Schiene in Niedersachsen, aber auch bundesweit steht.
„Wir reden hier unter der Woche von rund 20 Zügen pro Tag, die nun monatelang bei Metronom ausfallen. Das kostet die betroffenen Fahrgäste, weil sie auf andere, ungünstiger gelegene und wegen der Ausfälle noch vollere Züge ausweichen müssen, viel Zeit, die ihnen niemand bezahlt. Oder sie steigen direkt wieder aufs Auto um, was im dichten Pendlerverkehr von und nach Hamburg auch kein Vergnügen ist“, erläutert Diehl die Situation. „Personalmangel ist nichts Neues und kann nicht von heute auf morgen gelöst werden, aber Ausmaß und Dauer der Ausfälle sind in diesem Fall besonders schwerwiegend und inakzeptabel. Es muss daher unbedingt ein echtes Ersatzkonzept her.“
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher, dass als Notfallmaßnahme kurzfristig und so weit wie möglich freies Personal und nötigenfalls auch freies Material von anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) eingesetzt wird, um den fortgesetzten Ausfall der Metronom-Züge zu verhindern oder wenigstens auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Dabei ist ein pragmatisches, entschlossenes Vorgehen von Metronom als zuständigem EVU und Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) als federführendem Aufgabenträger gefragt, das den zuverlässigen und ausfallfreien Zugverkehr in den Mittelpunkt stellt. Gleichzeitig muss ebenso energisch der grassierende Personalmangel von allen Beteiligten angegangen werden. Beides darf nicht an Zuständigkeitsgrenzen scheitern.
Die massiven Zugausfälle bei Metronom sind bedauerlicherweise nicht das erste Mal, dass Personalmangel bei einem EVU zu erheblichen Problemen führt. Auch die NordWestBahn, erixx und andere hatten und/ oder haben Schwierigkeiten, das vertragsgemäße Angebot zu fahren. DB Netz als Infrastrukturbetreiber hat zudem nicht genug Fahrdienstleiter, so dass immer wieder Stellwerke nicht besetzt werden können und ganze Strecken vorübergehend nicht befahrbar sind. Hinzu kommen die oft nicht funktionierende, früher selbstverständliche Anschlusssicherung an wichtigen Umsteigebahnhöfen wie Kreiensen, Soltau oder Oldenburg und nicht zuletzt die Fahrzeugprobleme bei Start Niedersachsen-Mitte.
„Zusammengenommen bedeutet das für den Fahrgast – und um den geht es im Personenverkehr schließlich, das wird vor lauter detaillierten Verträgen zwischen den verschiedenen Akteuren leider häufig vergessen – ein nicht mehr hinnehmbares Maß an Unzuverlässigkeit“, sagt Landesvorsitzender Diehl zu den vielen akuten Problemen. „Wir wünschen uns, dass diese Probleme mit deutlich mehr Nachdruck als bisher durch Aufgabenträger und EVUs aufgegriffen und gelöst werden. Dazu gehört gerade bei selbstverschuldeten Problemen der EVUs ein hartes Durchgreifen der LNVG und der anderen Aufgabenträger in Niedersachsen und Bremen, das alle vertraglichen Möglichkeiten, in extremen Fällen auch bis hin zur Kündigung, wie wir sie kürzlich im Falle von Start Niedersachsen-Mitte gefordert haben, konsequent ausschöpft.“
Der Fahrgastverband PRO BAHN findet es zunehmend weniger nachvollziehbar, warum derartige Personalprobleme oft vermeintlich plötzlich auftreten. Urlaubszeiten, Kündigungen, Verrentungen und jahreszeitliche Krankheitswellen kommen eigentlich selten überraschend. Hier braucht es unbedingt eine bessere, vorausschauende Personalplanung, die regelmäßig zwischen Aufgabenträger und EVU besprochen wird, damit Risiken schnell und rechtzeitig erkannt und notfalls Gegenmaßnahmen wie der Einsatz von Fremdpersonal eingeleitet werden können.