Planung des Schienenersatzverkehrs: PRO BAHN fordert Bahnunternehmen auf, sich stärker auf die Sicherung der Reiseketten zu fokussieren

DB Regio Schleswig-Holstein hat informiert, dass sowohl am 23. und 24. September als auch vom 29. September bis 02. Oktober aufgrund Personalmangels und kurzfristigen Personalausfalls in der Region Lübeck nicht ausreichend Busfahrerinnen und Busfahrer verfügbar sind, um alle im Schienenersatzverkehr geplanten Verkehrsleistungen und erforderlichen Sitzplatzkapazitäten anzubieten. DB Regio Schleswig-Holstein hat die Fahrgäste in der Region Lübeck daher gebeten, andere Verkehrsmittel zu nutzen oder Fahrten zu verschieben.

Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die Planung des Schienenersatzverkehrs und die dadurch erforderliche Kommunikation der DB Regio Schleswig-Holstein in der Region Lübeck und fordert sowohl die SPNV- und ÖPNV-Aufgabenträger NAH.SH und HVV als auch die in der Region aktiven Eisenbahnverkehrsunternehmen auf, sich bei der Planung des Schienenersatzverkehrs stärker auf die Sicherung der Reiseketten und des Systems Schiene insgesamt zu fokussieren.

„Unserer Kenntnis nach haben die in der Region aktiven Eisenbahnverkehrsunternehmen am 23. und 24. September schon allein 55 Fahrzeuge und die erforderlichen Personale benötigt, damit auf allen im Schienenersatzverkehr geplanten Verkehrsleistungen mindestens ein Solo- oder Gelenkwagen unterwegs sein konnte“, so Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg. „Mit Blick auf die auf den stark nachgefragten Regionalexpress-Linien tagsüber meist in Doppeltraktion verkehrenden vierteiligen Doppelstock-Triebwagen mit 700 bis 800 Sitzplätzen gehen wir davon aus, dass dort auf alle im Schienenersatzverkehr geplanten Verkehrsleistungen mehr als ein Fahrzeug und somit insgesamt deutlich mehr als 55 Fahrzeuge geplant gewesen sind.“

„Eine hohe Anzahl benötigter Fahrzeuge und erforderlicher Personale bedeutet nicht von selbst, dass der Schienenersatzverkehr qualitativ hochwertig und somit nutzbar ist. Sofern baubedingt weniger Züge angeboten werden, der Schienenersatzverkehr jedoch zur gleichen Zeit wie die verbliebenen Züge verkehrt oder keine Fahrzeitvorteile bietet, nutzen die Fahrgäste natürlich die verbliebenen Züge“, sagt Jan Niemeyer, Mitglied des Landesvorstandes des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg. „Folglich sind die verbliebenen Züge überfüllt, so dass es durch verlängerte Haltezeiten beim Ein- und Ausstieg zu Verspätungen und Anschlussverlusten kommt. Daher müssen auch Fahrgäste, die vom Schienenersatzverkehr eigentlich nicht betroffen sind, Fahrzeitverlängerungen in Kauf nehmen.“

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher, bei der Planung des Schienenersatzverkehrs insbesondere auf den Bahnstrecken, auf denen das Land Schleswig-Holstein und die NAH.SH Schnell-Langsam-Konzepte bestellen, stärker als bisher sowohl die Sicherung der Reiseketten auf der gesamten Relation als auch die Erschließung der an den Bahnstrecken gelegenen Gemeinden und Städten zu berücksichtigen. Dabei gilt: Mit so viel Solo- oder Gelenkwagen und Busfahrerinnen und Busfahrer wie notwendig muss so viel qualitativ hochwertiger Schienenersatzverkehr wie möglich angeboten werden. Die durch eine bessere Planung des Schienenersatzverkehrs freigesetzten Fahrzeuge und Personale können anschließend dafür eingesetzt werden, im Schienenersatzverkehr auf anderen Relationen zusätzliche Sitzplätze anzubieten.

Hintergrund:

Am Samstag und Sonntag, den 23. und 24. September, konnte in Schleswig-Holstein baubedingt auf den Streckenabschnitten St. Peter-Ording – Husum, Rieseby – Kiel, Bad Segeberg – Bad Oldesloe, Ahrensburg – Lübeck, Lübeck – Neustadt und Lübeck – Travemünde sowie auf den Streckenabschnitten Flensburg – Süderbrarup und Kiel – Kiel-Oppendorf personalbedingt kein Schienenverkehr angeboten werden.

Auf dem Streckenabschnitt Kiel – Neumünster konnte baubedingt ausschließlich die Regionalexpress-Linie 7 Kiel – Neumünster – Hamburg im 60-Minuten-Takt verkehren, auf der im Streckenabschnitt Kiel – Neumünster in Einfachtraktion verkehrende vierteilige Doppelstock-Triebwagen eingesetzt werden, so dass dort nur 350 der vom Land Schleswig-Holstein und der NAH.SH bestellten 1.050 Sitzplätzen angeboten werden konnten.

Kontakt:

Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0151-51462156, e-mail: barkleit@pro-bahn-sh.de

Jan Niemeyer, Mitglied des Landesvorstandes des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, Telefon: 0431-55681903, e-mail: niemeyer@pro-bahn-sh.de

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de