Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert das Land Niedersachsen und die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) auf, bei der vorgezogenen Ausschreibung der Verkehrsleistungen des Hanse-Netzes das Angebot auszubauen und das Angebotskonzept neuzuordnen. Das Hauptziel muss darin liegen, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit auf den Metronom-Linien zwischen Bremen, Hamburg, Hannover und Göttingen zu verbessern und gerade Berufspendlern im Umfeld der vier Oberzentren ein attraktiveres Angebot zu machen. Die Durchbindung des Nahverkehrs auf der Schiene in Hamburg Hauptbahnhof von und nach Schleswig-Holstein ist bei der Ausschreibung optional zu berücksichtigen.
„Mit der vorgezogenen Ausschreibung der Verkehrsleistungen des Hanse-Netzes hat Niedersachsen die Möglichkeit, bereits deutlich vor dem eigentlichen Vertragsende 2033 ein wesentlich besseres Angebot zu etablieren. Dazu gehört im Zulauf auf Hamburg zweifelsohne ein ganztägiger Halbstundentakt auf den Regionalbahn-Verbindungen nach Lüneburg und Tostedt. Auch die Regionalexpress-Linie Hamburg – Hannover sollte endlich im 60-Minuten-Takt ohne Umstieg in Uelzen angeboten werden“, so Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/Hamburg. Malte Diehl, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Niedersachsen/Bremen ergänzt: „Auch zwischen Hannover und Göttingen müssen deutlich mehr Züge fahren, um das Leinetal zufriedenstellend anzubinden. Das gilt auch für den Nahverkehr zwischen Rotenburg und Bremen.“
Konkret fordert der Fahrgastverband PRO BAHN die LNVG auf, in die beiden geplanten Ausschreibungen folgende Verkehrsleistungen aufzunehmen:
- Beibehaltung des Grundangebotes zwischen Hamburg und Bremen mit den jeweils stündlichen Linien RE 4 und RB 41; zwischen Tostedt und Hamburg Hbf montags bis freitags ganztägig Verdichtung des Angebots durch eine weitere stündliche RB-Linie mit allen Halten
- stündliches Grundangebot zwischen Hamburg und Hannover mit einer durchgehenden RE-Linie ohne Umstieg in Uelzen
- Verdichtung der bislang stündlichen RB 31 zwischen Hamburg und Lüneburg auf einen ganztägigen Halbstundentakt von Montag bis Freitag mit allen Halten
- weitere Verstärker zwischen Hamburg und Bremen beziehungsweise Uelzen in den Hauptverkehrszeiten
- stündliches RE-Grundangebot zwischen Hannover und Göttingen mit mindestens sieben zusätzlichen Zugpaaren für einen Halbstundentakt in den Hauptverkehrszeiten in beiden Richtungen mit mittelfristiger Perspektive für einen ganztägigen Halbstundentakt
- neue stündliche Linie zwischen Rotenburg und Bremen Hbf mit allen Halten als Ergänzung zur RB 41 für einen Halbstundentakt auf den kleinen Zwischenbahnhöfen
Auch muss die Pünktlichkeit und die Zuverlässigkeit der Verkehrsleistungen des Hanse-Netzes trotz der sehr hohen Auslastung der Bahnstrecken Bremen – Hamburg und Hamburg – Hannover sowie der sehr schlechten Pünktlichkeit der DB Fernverkehr deutlich verbessert werden, um das in den vergangenen Monaten und Jahren verlorengegangene Vertrauen der Fahrgäste in den Nahverkehr auf der Schiene wieder zurückzugewinnen. „Es kann im Sinne der Pünktlichkeit auch sinnvoll sein, die bisherige umlaufbedingte Verknüpfung bestimmter Linien im Hamburger Hbf aufzugeben“, so Stefan Barkleit. „Insbesondere müssen die Wendezeiten und sonstigen Puffer ausreichend gestaltet werden.“ Zudem braucht es insgesamt einen besseren Fahrkomfort. Es muss sichergestellt werden, dass alle Züge stets mehrere funktionierende Toiletten aufweisen und äußerlich nicht völlig verdreckt sind.
Des Weiteren schlägt der Fahrgastverband PRO BAHN vor, mit der Erstellung eines neuen Angebotskonzeptes für die vorgezogene Ausschreibung der Verkehrsleistungen des Hanse-Netzes die Umlaufplanung der einzelnen Regionalexpress- und Regionalbahn-Linien voneinander zu trennen und in den Taktknoten mehr mit Triebfahrzeugführern sowie Zugbegleitern besetzte und somit sofort verfügbare Reserve-Garnituren zu stationieren, um die Pünktlichkeit und die Zuverlässigkeit der Verkehrsleistungen des Hanse-Netzes deutlich zu verbessern. Die vom Land Niedersachsen und der LNVG geplante Aufteilung der Ausschreibung der Verkehrsleistungen des Hanse-Netzes in mehrere Lose und die geplante Loslimitierung unterstützen wir.
Die vom Fahrgastverband PRO BAHN geforderten Mehrleistungen dürfen allerdings nicht zu Verschlechterungen an anderer Stelle führen. „Sollte tatsächlich der Takt im Leinetal verdichtet werden, müssen die bisherigen Durchbindungen aus Richtung Goslar, Einbeck und Nordhausen trotzdem erhalten bleiben“, betont Malte Diehl, „da ansonsten die Verbesserungen relativiert und das Bahnfahren für viele Fahrgäste unattraktiver wird.“
Der Fahrgastverband PRO BAHN weist zudem darauf hin, dass die derzeit eingesetzten lokbespannten Doppelstock-Garnituren sehr schwerfällig sind. Es wäre daher sehr sinnvoll, umgehend in die Beschaffung spurtstarker (Doppelstock-)Triebwagen einzusteigen. Dadurch verkürzen sich die Fahrzeiten, und es es werden auf den stark ausgelasteten Bahnstrecken Trassen frei, um die geforderten Mehrleistungen tatsächlich anzubieten.
Zudem sprechen sich die Interessenvertreter der Fahrgäste dafür aus, in den neuen Verkehrsverträgen für die Verkehrsleistungen des Hanse-Netzes optional eine Durchbindung der Regionalexpress- und Regionalbahn-Linien in Hamburg Hauptbahnhof von und nach Flensburg, Kiel, Heide und Kellinghusen und optional eine Fahrzeugbereitstellung durch das Land Schleswig-Holstein und die NAH.SH zu berücksichtigen. Diese Durchbindung steht aber unter dem Vorbehalt, dass die fahrplantechnisch sinnvoll umsetzbar ist und alle bestehenden Anschlüsse erhalten bleiben. Ferner dürfen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der durchgebundenen Linien und die Kapazität des Hamburger Hbfs darunter nicht leiden.
Kontakt:
Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0151-51462156, e-mail: barkleit@pro-bahn-sh.de
Mathias Bölckow, Vorsitzender des PRO BAHN-Regionalverbandes Hamburg und Umgebung, mobil: 0176-49226044, e-mail: boelckow@pro-bahn-sh.de
Malte Diehl, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Niedersachsen/ Bremen, mobil: 0152-04860066, e-mail: malte.diehl@probahn-ol-hb.de
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de