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Zielführende Informationen erforderlich – Fahrgastverband PRO BAHN fordert bessere Fahrgast-Informationen bei Großstörungen

Die vergangene Woche hat erneut die Potenziale der reisebegleitenden Fahrgastinformation aufgezeigt. Am späten Dienstagabend zog ein Unwetter über Süddeutschland. Die Auswirkungen waren erheblich. Am darauffolgenden Tag waren viele Fahrgäste auf sich alleine gestellt. Die erforderlichen Fahrgast-Informationen wurden oft viel zu kurzfristig bereitgestellt und waren zu punktuell um einen Überblick zu gewinnen. Die Verteilung der Aufgaben auf die Eisenbahnverkehrs- und zwei Eisenbahninfrastrukturunternehmen (Schienennetz und Stationsbetreiber) führt zu einer aufwändigen Informationskette.

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert eine bessere IT-Ausstattung der Bahnhöfe, eine Überarbeitung der Informationskette und das Neudenken aus Fahrgastsicht für zielführende, konsistente und widerspruchsfreie Informationen.

Auswirkungen widriger Umstände auf den Fahrplan sind durchaus verständlich. Genau hier schlägt die Stunde guter Fahrgastinformation. Wenn diese ausgerechnet in solchen Situationen kläglich versagen, ist das ganze Konstrukt zu hinterfragen.

Eine Information der Pendler um halb sieben, das heißt nach Beginn des Berufsverkehrs führte dazu, dass diese erst am Bahnhof den Ausfall oder die Änderungen bemerkten, da die wichtigen Informationen zu spät bereitgestellt wurden. Woher soll der normale Fahrgast wissen, dass im Falle der Sperrung einer Strecke für eine S-Bahn-Linie auch keine EuroCityExpress-Züge fahren können? Wie kann es sein, dass bei Zügen pünktliche Echtzeitinformationen publiziert werden, obwohl ein Abschnitt gesperrt ist und durch Busnotverkehr bedient wird? Warum fährt ein Zug in den Echtzeitinformationen munter weiter, obwohl er 40 Minuten an einem Bahnhof steht? Diese und weitere Herausforderungen mussten Fahrgäste verarbeiten, um an ihr Ziel zu gelangen.

Jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) informiert in der Regel nur aus seiner Perspektive. Dabei geht der Gesamtüberblick verloren. An Bahnhöfen ohne Personal wird selten so informiert, dass ein hilfreicher Überblick möglich wird. Außerdem fehlen hier größere Bildschirmflächen, die schnell erfassbar Informationen bereitstellen können. Selbst erfahrende Fahrgäste waren „hilflos“. Auch am Folgeabend waren die Informationen viel zu schnell veraltet, obwohl die Wettersituation sich seit Längerem beruhigt hatte. Reisende, die sich auf den DB Navigator verließen, konnten erleben, wie eine Reisebegleitung innerhalb von kurzer Zeit vier, fünf Mal aufforderte, Alternativen zu suchen, da die Daten zu kurzfristig aktualisiert wurden.

Jörg Bruchertseifer, Referent Fahrgastinformation des Fahrgastverbands PRO BAHN, fordert: „Ein Neudenken der Information aus Fahrgastperspektive ist dringend notwendig. Durch die spärliche Ausstattung vieler Bahnhöfe mit Fahrgastinformationssystemen kann in solchen Fällen kein notwendiger Überblick über die Auswirkungen der Störung gegeben werden. Da die EVUs nur Ihr Unternehmen im Fokus haben, geht der Gesamtüberblick verloren. Fahrgäste brauchen eine verlässliche, präzise und widerspruchsfreie Information, um die durchgehende Reisekette mit Bahn und Bus zielführend zu nutzen.“

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN ergänzt: „Durch die Sparvorgaben der Politik ist die Ausstattung gerade der kleineren Bahnhöfe nicht mehr so, wie es die Informationsgesellschaft im Jahre 2023 erfordert. Hier muss dringend nachgesteuert werden.“

Kontakt:

Jörg Bruchertseifer, Bundesreferent Fahrgastinformation, mobil: 0160-90636984, e-mail: joerg.bruchertseifer@pro-bahn.de

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de