Die seitens DB Fernverkehr angekündigte stille Verlängerung von Umsteigezeiten stellt aus Sicht des Fahrgastverbands PRO BAHN eine Bankrotterklärung dar. Die Fahrgastvertreter fordern die transparente Information, auf welchen Relationen dies der Fall ist und sehen das Einsparen von Fahrgastrechten als eigentliche Motivation der Maßnahme, die Fehlanreize im integrierten Konzern offenlegt. Anstelle von längeren Umstiegen, weil der Fahrplan nicht fahrbar ist, müssen ehrliche Fahrpläne kommuniziert werden.
Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die Ankündigung der DB Fernverkehr, zukünftig bei 800 Verbindungen längere Umsteigezeiten vorzusehen. „Dass die Tatsache, vielerorts einen Zug später zu bekommen und bis zu einer Stunde später am Ziel zu sein, auch noch als Service verkauft wird, ist ein Armutszeugnis. Die DB Fernverkehr bekommt keinen stabilen Betrieb auf die Reihe und will das planmäßige Verpassen von Anschlüssen jetzt als kundenfreundlich darstellen – eine Bankrotterklärung und der Versuch, diese möglichst ansprechend zu verpacken“, kommentiert PRO-BAHN-Vorsitzender Detlef Neuß.
Dem Fahrgastverband PRO BAHN mangelt es auch an Transparenz. Nirgends ist eine Liste der 800 Verbindungen einsehbar. „Diese Liste muss tagesaktuell veröffentlicht werden, sodass die Fahrgäste wissen, wo sie mit den verlängerten Umsteigezeiten rechnen müssen“, fordert der stellvertretende PRO BAHN-Vorsitzende Dr. Lukas Iffländer. Inakzeptabel ist, wenn die Anpassung unauffällig durchgeführt wird. Besser wäre es, wenn den Fahrgästen zusätzlich zu den normalen Verbindungen mit den gewohnten Umsteigezeiten im Vertriebssystem zusätzlich eine Verbindung mit dem Vermerk „besonders zuverlässig“ angeboten würde. Dann könnten diese eine informierte Entscheidung treffen.
Weiterhin kritisiert der Fahrgastverband, dass auf diese Weise Fahrgastrechte eingespart werden. „Wenn ohnehin vielerorts zusätzlich eine halbe Stunde Umsteigezeit eingeplant wird, werden zum Beispiel aus 80 Minuten Verspätung am Zielort nur noch 50 Minuten und die DB hat sich eine Entschädigung von 25 Prozent des Fahrpreises gespart – bei einem Zug mit vielen Geschäftsreisenden mit Normalpreis sind das schnell 30 Euro pro Kopf und mehr“, rechnet Iffländer vor.
Zusätzlich erkennt der Fahrgastverband hier ein dem Bahnsystem nicht zuträgliches Verhalten im DB Konzern. DB Netz kann die Infrastruktur – auch politisch mitverschuldet – nicht in ausreichender Qualität bereitstellen und DB Fernverkehr schickt täglich zahlreiche Fahrten mit reduzierter Geschwindigkeit oder fehlender Antriebsleistung auf die Strecke. DB Vertrieb gleicht dies dann aus, indem keine knappen Anschlüsse mehr verkauft werden. „Dies setzt vollkommen falsche Anreize. Der integrierte Konzern schadet hier aktiv dem Verkehrsträger Eisenbahn“, bemängelt Neuß.
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher, dass entweder Infrastruktur und Fahrzeuge in funktionstüchtigem Zustand bereitgestellt werden und der geplante Fahrplan auch gefahren wird oder dass die Fahrpläne entsprechend angepasst werden, um die derzeitige kollektive Schlechtleistung des Konzerns zu berücksichtigen.
Kontakt:
Detlef Neuß, Bundesvorsitzender, mobil: 0170-5853246, e-mail: neuss@probahn-nrw.de
Dr. Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 0176-66822886, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de