Durchfahrt Doppeltraktion LINT, Bahnhof Elmschenhagen. Foto von Andreas Staal.

Mehr Doppeltraktionen – die Kapazität muss flexibel dem Bedarf folgen

Sowohl in den letzten Wochen als auch in dieser Woche fallen auf den Bahnstrecken im Kieler Umland viele Leistungen aus. So sind die RB 75 nach Rendsburg, der RE 72 nach Eckernförde und die RB 76 nach Kiel-Oppendorf durch Busse ersetzt worden. Auf den Bahnstrecken nach Rendsburg und nach Kiel gibt es somit nur noch einen Stundentakt statt einem Halbstundentakt, auf der Bahnstrecke nach Kiel-Oppendorf verkehren nur noch Busse. Auch auf der Bahnstrecke nach Lübeck gilt ein Notfahrplan, der eine Reduzierung des RE 83 auf einen Zweistundentakt vorsieht, während die RB 84 weiterhin im Stundentakt verkehrt. Grund ist der lang anhaltende Personalmangel, ausgelöst durch die überdurchschnittlich starke Erkältungs- und Grippewelle. Aus unserer Sicht sind die Einschränkungen im Angebot bedauerlich, aber dennoch eine gute Entscheidung, denn die verbliebenen Linien fahren erheblich zuverlässiger.

Nach unseren Beobachtungen haben sich viele Fahrgäste eher für die verbliebenen Züge als für die Busse entschieden. Das ist nachvollziehbar, denn die Züge sind komfortabler und schneller, auch wenn wir beispielsweise den Schienenersatzverkehr nach Eckernförde als überwiegend qualitativ hochwertig wahrgenommen haben. Dadurch sind die nur noch stündlich fahrenden Züge regelmäßig überfüllt – die Fahrgäste aus zwei Zügen teilen sich jetzt einen Zug.

„Für uns ist unverständlich, warum in diesem Fall nicht grundsätzlich auf Doppeltraktionen aus zwei Fahrzeugen gesetzt wird. Die dafür erforderlichen Fahrzeuge sind durch die Reduzierung des Angebots verfügbar“, so Stefan Barkleit, Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg. „Auch der Kraftstoffverbrauch ist nicht höher, wenn parallel dazu Verkehrsleistungen ausfallen. Zudem wird zur Hauptverkehrszeit teilweise bereits mit Doppeltraktionen aus zwei Fahrzeugen gefahren – die Fahrzeuge müssen nur später als sonst getrennt werden.“

Doppeltraktion bei Großenbrode. Foto von Andreas Staal.

Überfüllte Züge hat es in den letzten Jahren immer wieder gegeben. So im letzten Sommer (mit und ohne Neun-Euro-Ticket), wo insbesondere die Regionalstrecken durch überfüllte Züge und hohe Unzuverlässigkeit aufgefallen sind. Gleiches gilt auch für Bauarbeiten, wenn das Angebot reduziert wird, ohne dass die noch verbliebenen Züge durch Traktionen aus zwei oder mehr Fahrzeugen verstärkt werden.

Die Verkehrsverträge sollten hier flexibler sein und Anreize setzen, dass die Verkehrsunternehmen zeitnah auf die schwankende Fahrgastnachfrage reagieren und Züge in Doppeltraktionen aus zwei Fahrzeugen fahren. Es kann aus der Sicht der Fahrgäste nicht sein, dass auch bei sehr hoher Fahrgastnachfrage starr an den einmal vereinbarten Betriebskonzepten festgehalten wird. Des Weiteren sollten die Verkehrsunternehmen dazu verpflichtet werden, bei absehbaren Angebotsreduzierungen durch Bauarbeiten und Streckensperrungen die Sitzplatzkapazität der verbleibenden Züge zu erhöhen.

Kontakt:

Karl-Peter Naumann – Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN und Pressesprecher des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de

Stefan Barkleit – Vorsitzender des PRO BAHN-Landesverbandes Schleswig-Holstein/ Hamburg, mobil: 0151-51462156, e-mail: barkleit@pro-bahn-sh.de