Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die Einstellung der grenzüberschreitenden RailPlus-Rabatte durch die Gemeinschaft der Europäischen Bahnen ab Fahrplanwechsel Mitte Dezember. Inhaber von Rabattkarten wie der BahnCard werden dann Vergünstigungen mehr für flexible internationale Fahrten verwehrt.
Vor knapp einem Jahr informierten die Gemeinschaft der Europäischen Bahnen (CER), die weitestgehend aus den ehemaligen Staatsbahnen besteht, fast unbemerkt darüber, dass das Kooperationsprogramm RailPlus eingestellt wird. Diese Kooperation ermöglichte es Inhaberinnen und Inhabern von Rabattkarten wie den BahnCards in Deutschland und den VorteilsCards in Österreich, Fahrpreisrabatte nicht nur im eigenen Land, sondern auch bei flexiblen grenzüberschreitenden Fahrten ins Ausland zu erhalten. So erhielten bis 2017 RailPlus-Inhaber für den internationalen Teil der Strecke einen Rabatt von 25 Prozent auf den regulären Fahrkartenpreis, seit Dezember 2017 einen Nachlass von 15 Prozent. Noch im Jahr 2020 wurde sogar das Warenzeichen RailPlus bis 2029 verlängert.
Bis heute gibt es keine offizielle Stellungnahme der CER. Lediglich die Partnerbahnen informieren auf ihren Webseiten über das Ende der Kooperation. Das trifft besonders die Fahrgäste, die Netz- und Rabattkarten für das eigene Land besitzen und regelmäßig flexibel kürzere bis mittlere Strecken über die Grenze fahren. Für diese treue Fahrgastgruppe ist die Aufgabe des Angebots eine zusätzliche verdeckte Erhöhung der Fahrpreise.
Es ist unverständlich, warum in Zeiten des Klimawandels und nach den Bekenntnissen der europäischen Politik ein solches Angebot eingestellt wird, das den internationalen Bahnverkehr attraktiver gemacht hat. Dazu Dr. Katharina Krell vom Europäischen Fahrgastverband EPF: „Um den internationalen Bahnverkehr auszubauen, braucht es attraktive Angebote. Neben beschränkten Sonderangeboten muss es dabei für Vielfahrer und Inhaber von Rabattkarten auch für kurzfristige Reisen ein attraktives Angebot geben, selbst wenn diese nur einen Bruchteil der Reisenden ausmachen. Nachdem es immer schwieriger wird, eine Durchgangsfahrkarte in Europa zu erwerben, ist die Einstellung von RailPlus ein weiteres Zeichen dafür, dass die ehemaligen Staatsbahnen nur ihre nationalen Umsatzinteressen verfolgen und die europäischen Bahnverbände Auslandsverkehr mit Desinteresse behandeln.“
Auch die Rolle der europäischen und nationalen Politik ist hierbei nicht nachvollziehbar“, ergänzt Jörg Bruchertseifer, Tarifexperte des Fahrgastverbands PRO BAHN: „Da viele der beteiligten Bahnen sich in Staatsbesitz befinden, ist es wirklich nicht erklärlich, warum die Eigentümer dieser nicht ihren Einfluss geltend machen, um auf eine Attraktivierung des grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehrs hinzuwirken. Wer Fahrgäste vom Auto oder Flugzeug in den Zug bekommen will, muss neben dem Angebot auch attraktive Preise anbieten.“
Kontakt:
Dr. Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender, mobil: 0176-6682286, e-mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
Jörg Bruchertseifer, Fachausschuss Tarife und Fahrgastrechte, mobil: 0160-90636984, e-mail: joerg.bruchertseifer@pro-bahn.de