Das Deutschlandticket, das vor knapp einem Jahr am 01. Mai 2023 eingeführt wurde, macht das Fahren mit Bussen und Bahnen für viele Menschen einfacher: einsteigen ohne „Tarifabitur“, nicht über Tarifgrenzen und unterschiedliche Verkehrsverbünde nachdenken.
Aber dieses Angebot nutzt nur ein Teil der potenziellen Fahrgäste. Viele Menschen wollen nur gelegentlich den ÖPNV nutzen, kein Abo abschließen, Kinder mitnehmen oder den Komfort der 1. Klasse nutzen.
Für diese Fahrgäste hat der Fahrgastverband PRO BAHN heute ein Konzept für einen einfachen, bundesweit gültigen Nahverkehrstarif vorgelegt, der auf einem Bierdeckel Platz findet.
„Der Bundesfachausschuss Tarife und Fahrgastrechte des Fahrgastverbands PRO BAHN hat die Wünsche der Fahrgäste analysiert und schlägt ein einfaches Tarifmodell vor, das die unterschiedlichen Bedürfnisse weitgehend abbildet und dabei auch an diejenigen denkt, die erst Fahrgäste werden wollen“, sagte Jörg Bruchertseifer, einer der Sprecher des Fachausschusses.
„Dem Fahrgastverband PRO BAHN ist dabei bewusst, dass ein solches Tarifmodell auch finanziert werden muss und dass in der heutigen Finanzsituation eine Umsetzung nicht einfach ist. Wir sehen dabei auch die Konkurrenz zwischen den notwendigen Investitionen und der Subvention von Tarifen. Wenn es in Deutschland zu einer wirklichen Verkehrswende kommen soll, brauchen wir beides mehr denn je“, so Bruchertseifer.
Das einfache Tarifmodell soll als Grundbaustein für alle Bundesländer und Verkehrsverbünde gelten, ergänzt Karl-Peter Naumann, der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbandes: „Um die Einstiegsbarriere für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in Deutschland niedrig zu halten, braucht es einen einfach verständlichen Tarif mit einheitlicher Grundstruktur, einheitlichen Grundbegriffen und einheitlichen Regeln, die bundesweit gelten. So wie die Straßenverkehrsordnung (StVO) auch bundesweit gilt, deren Ausgestaltung aber lokale Besonderheiten berücksichtigt. Als Beispiel kann eine 30 km/h Zone dienen. Überall darf mit maximal dieser Geschwindigkeit gefahren werden, die Ausgestaltung wird aber vor Ort festgelegt.“
Im Einzelnen sieht die PRO-BAHN-Vision einheitliche Personengruppen vor, für die unterschiedliche Tarife gelten sollen:
- Einzelreisende
- Kinder
- Schüler, Azubis und Studierende
- Familien mit Kindern/Kleingruppen
- Touristen
- einkommensschwache Personengruppen
- 1.-Klasse-Reisende
- Reisende mit Hunden/Fahrrädern
Die Gültigkeitsdauer der Fahrkarten soll ebenfalls einheitlich geregelt sein. Es gibt:
- Einzelfahrscheine
- Wochenkarten
- Monatskarten
- Jahreskarten
Auch soll es nicht nur Karten geben, die in ganz Deutschland gelten, wie das D-Ticket, sondern auch preisgünstigere Tickets, die nur in bestimmten Gebieten genutzt werden können. Neben dem Deutschland-Ticket soll es auch preisgünstigere Teilnetze geben, die zum Beispiel mehrere Bundesländer umfassen, Regionalnetze oder Lokalnetze (eine Stadt).
Das Konzept ist für den gesamten deutschen Öffentlichen Nahverkehr gedacht, eine Integration in den Fernverkehr der Bahn soll aber möglich sein. Mit dem „Bierdeckel-Tarif will PRO BAHN die Diskussion über einfache ÖPNV-Tarife, die durch das Neun-Euro-Ticket 2022 und das D-Ticket 2023 wiederbelebt wurde, fortsetzen und erweitern. „Wir möchten nicht, dass es im deutschen Öffentlichen Personennahverkehr neben dem Deutschlandticket weiterhin hunderte Tarife und Tarifbedingungen gibt“, sagte Jörg Bruchertseifer von PRO BAHN. „Diese ist dringend nötig, denn der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat schon 2004 einen Vorschlag für die Harmonisierung der Nahverkehrstarife vorgelegt, der aber nie vollständig umgesetzt wurde. Eine grundlegende Reform aller deutschen ÖPNV-Tarife ist längst überfällig.“
Der komplette Tarif-Vorschlag kann unter www.pro-bahn.de/einfachtarif abgerufen werden.
Kontakt:
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, mobil: 0172-2673784, e-mail: k.naumann@pro-bahn.de
Jörg Bruchertseifer, Fachausschuss Tarife und Fahrgastrechte, mobil: 0160-90636984, e-mail: joerg.bruchertseifer@pro-bahn.de